Eine zeitlos klassische Schönheit

TRIER/SAARBURG. "Wenn drei Deutsche sich irgendwo treffen, gründen sie einen Verein", wird vom deutschen Michel behauptet. In diesem Fall sind es weit mehr als nur ein paar, und es ist die Liebe zu einem Fahrzeug, das längst nicht mehr gebaut wird: dem Peugeot 504, Cabrio (oder Coupé).

Wer das Arbeitszimmer von Ludwig Biewen in Saarburg betritt, sieht sofort: Der Mann muss Benzin im Blut haben. Jede Menge Pokale, Urkunden, und Trophäen an der Wand oder den Regalen zeugen davon: Der Mann muss einen Gasfuß haben und ist ein guter "Schrauber".Dass Biewen mittlerweile in Deutschland zur "feinsten Adresse" in Deutschland aufgestiegen ist, was die Restaurierung von alten Peugeot Coupés und Cabriolets angeht, war so nicht voraus zu sehen. "Eigentlich bin ich ja früher in erster Linie BMW oder Porsche gefahren", verrät er, und manch weiß-blaue Niere im Trophäenschrank bestätigt diese Aussage.Die Affinität zu den Autos mit dem markanten Löwen im Emblem kam erst vor gut 20 Jahren, aber sie hat bis heute angehalten. Das gilt auch für Joachim Spurzen aus Kenn, der in sein tiefschwarzes 504 Cabrio, versehen mit einem Blechkleid der Haute Couture von Pininfarina, viel Zeit und Geld investiert hat. "Das Fahrzeug ist eigentlich unkompliziert, weil die Technik aus der Großserie stammt", beschreibt er die Vorzüge seines gut 20 Jahre alten fahrbaren Untersatzes mit der langen Heckflosse. "Was mich in erster Linie begeistert, ist die zeitlos schöne Form. An dem Auto hat man sich nicht irgendwann einmal satt gesehen."Und weil das so ist, bewegt er den Peugeot, der noch ein paar Jahre auf seine "H-Nummer" (das Geldbeutel schonende H für Historic gibt es erst ab 30 Jahren) warten muss, wie es diesem gebührt. "Es gibt schon Probleme mit der Karosserie. Die Dinger hatten keine Hohlraumversiegelung. Einen Winter in Salz und Schnee würde mir das Auto wohl nicht verzeihen", weiß Spurzen, warum er das Fahrzeug, mit dem er des Sommers auch schon mal zur Arbeit fährt, saisonal abmeldet.Die Geschichte der beiden wunderschönen Fahrzeuge aus dem Hause des Armand Peugeot, die auch unsere beiden Mitglieder des "Peugeot 504 Coupé Cabrio Club" anzog, ist schnell erzählt. 1969 stellte Peugeot das 504 Cabriolet vor, im Jahr 1983 wurde die Produktion bereits wieder eingestellt. Die Basis war der viertürige 504, der erst ein Jahr zuvor Premiere hatte. Das Cabrio und auch das zeitgleich vorgestellte Coupé erhielten eine straffere Fahrwerksauslegung, eine breite Spur und einen um 19 Zentimeter gekürzten Radstand.In den 14 Baujahren wurden immer nur Details verändert, die zeitlos klassische Karosserie von Pininfarina blieb unangetastet. Im Innenraum dagegen unterscheiden sich die Modelle an Ausstattung und Instrumententafel.Da der Anschaffungspreis früher schon sehr hoch war, wurde das Peugeot 504 Cabrio nur selten verkauft, insgesamt waren es 8188 Fahrzeuge. Heute sind sie noch rarer, da viele den Kampf gegen die Korrosion nicht überlebt haben. Die wenigen Exemplare, die überlebt haben, sind fast ausschließlich in Liebhaber- oder Sammlerhand.Und für viele von ihnen ist Ludwig Biewen in Saarburg die "Endstation Sehnsucht". Er hat nicht nur etliche Bekannte aus Trier und der näheren Umgebung, die sich regelmäßig bei ihm treffen. Auch Mitglieder befreundeter Klubs aus Holland, Belgien, Luxemburg oder Frankreich tauchen schon einmal in Saarburg auf, wenn es Handlungsbedarf gibt.Zur "Notoperation" aus Florida eingeschifft

Sogar ein 504 Cabrio eines Berliner Immobilienmaklers aus dessen Zweitwohnsitz in Florida hat Ludwig Biewen wieder "auf Vordermann" gebracht. Das Fahrzeug wurde von Florida auf dem Seeweg via Bremerhaven und dann auf der Straße nach Saarburg zur "Notoperation" gebracht und wieder zurück verschifft. "Der Transport war teurer als das ganze Auto und die Reparatur", vermutet Biewen. Aber wem die zeitlos klassische Schönheit das wert ist, der sieht in einem solchen Falle auch nicht aufs Geld.

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