Einkaufsstadt Trier bundesweit spitze

TRIER. Der Einzelhandel in der Stadt Trier boomt. Seit 2003 hat das Oberzentrum auf hohem Niveau weitere Kaufkraftzuflüsse aus der Region und Luxemburg erzielen können. Das zeigt die Auswertung aktueller Daten für ein "Einzelhandelskonzept Trier 2010+". Ein Problem bleibt die unzureichende Nahversorgung in einigen Trierer Stadtteilen.

Schon an den Autokennzeichen kann man es sehen: Luxemburger, Belgier, Franzosen und Saarländer gehen in Trier shoppen, hinzu kommen viele Kunden aus Eifel, Mosel und Hunsrück. Das subjektive Empfinden, dass Trier eine beliebte Einkaufsstadt ist, wurde nun durch aktuelle Zahlen untermauert, die das Amt für Stadtentwicklung und Statistik zusammen mit der Firma Cima-Stadtmarketing erhoben hat. Danach hat sich die Zentrumsfunktion Triers bezogen auf alle Warengruppen seit 2003 von 216 auf 232 erhöht. Spitzenplatz vor Passau und Bayreuth

Zur besseren Einschätzung: Wenn alleine die Trierer alles in ihrer Stadt ausgeben würden, ergäbe das den Wert 100. Diesen hat beispielsweise die Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen. Trier liegt bei Städten vergleichbarer Größenordnung auf Platz eins vor Passau (224) und Bayreuth (162). Verständlich, dass Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch von der "sehr erfreulichen Entwicklung" begeistert ist. Vor allem freut sie, dass sich die Verteilung des Einzelhandels in der Altstadt und im übrigen Stadtgebiet weiterhin die Waage hält. Horsch: "In vielen Städten hat sich das Verhältnis von 30 zu 70 zu Gunsten der grünen Wiese verändert und die Innenstädte bluten aus. Das ist bei uns glücklicherweise nicht der Fall." Trotz Rekordwerten bei der Verkaufsfläche (3,5 Quadratmeter pro Einwohner) und des Umsatzes (1,1 Milliarden Euro) weiß die Dezernentin auch, dass dem Wachstum Grenzen gesetzt sind - unter anderem durch die Kundeneinbußen, die der demografische Wandel zwangsläufig mit sich bringen wird. Bei der Ansiedlung von weiteren Einzelhandel-Großprojekten müsse "die Handbremse gezogen werden". Statt Quantität müsse das Augenmerk auf Qualität gelegt werden. In punkto Erlebniseinkauf habe die Touristenhochburg Trier im Zusammenwirken mit den kulturellen und gastronomischen Angeboten noch viel Potenzial. Defizite hat die Dezernentin bei der Nahversorgung im Lebensmittel- und Reformbereich in einigen Stadtteilen ausgemacht. Ziel müsse es sein, die nicht mobile Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. Laut Statistik gibt es hier insbesondere in den Höhenstadtteilen (mit Ausnahme von Tarforst), im Bereich Kürenz/Gartenfeld sowie in Pfalzel/Biewer eine erhöhte Nachfrage. Da ist es kein Wunder, dass die Lebensmittelbranche auch am stärksten von den Kaufkraftabflüssen aus Trier betroffen ist. Branchenweit gingen hier knapp 42 Millionen Euro in den vergangenen beiden Jahren verloren. Dem stehen aber Kaufkraftzuflüsse von 675 Millionen Euro gegenüber. Am stärksten profitiert das Oberzentrum im Bereich Bekleidung/Wäsche mit einem Zuwachs von 205 Millionen Euro, gefolgt vom Einrichtungsbedarf (90 Millionen Euro) und Baumarkt-Artikeln (87 Millionen Euro). Auch die Entwicklungsdynamik in der Trierer City ist für den Zeitraum von 2003 bis 2006 untersucht worden. Auffallend ist hier der Rückgang von 16 Prozent auf dem Sportartikelmarkt und fast ebenso viel in der Branche Elektroartikel/Unterhaltungselektronik. Lässt sich diese Entwicklung mit der Schließung des Pro Marktes erklären, dürfte die Expansion von Interbook für eine Zunahme im Büchersegment mit verantwortlich sein. In zwei bis drei Jahren sollen die Marktdaten, die unter anderem dem Stadtrat und Investoren, die wegen einer Ansiedlung in Trier vorsprechen, wertvolle Entscheidungshilfen geben können, fortgeschrieben werden.

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