Er hat wieder zwei Beine

Trier-Ehrang. (red) Wann und wie sich Mohsen, den sie auf der Station des Marienkrankenhauses alle nur Ali nennen, seine schwere Beinverletzung zugezogen hat, weiß Dr. Jürgen Braun nicht so genau. Doch das war nebensächlich, der Junge aus dem Jemen wurde auf Vermittlung eines Hilfsprogrammes behandelt. In seiner Heimat hätte er keine Chance gehabt.

Der zwölfjährige Junge, der vor vier Wochen ins Marienkrankenhaus nach Trier-Ehrang gekommen ist, hat berichtet, er habe sich wenige Wochen vorher beim Fußballspielen das rechte Bein gebro-chen. Das mag Dr. Braun, der erfahrene und langjährige Chefarzt der Unfallchirurgie, allerdings nicht so ganz glauben. Dafür war die Fehlstellung des Beines und die Achsabweichung viel zu groß und das Bein mittlerweile auch zu stark verkürzt. Aber egal: "Wir haben Mohsen gerne aufgenommen und operiert", sagt Braun. Bereits zum sechsten Male hat er auf Vermittlung der Hilfsorganisation "Hammer Forum" ein verletztes Kind kostenlos behandelt. Sie kamen allesamt aus Krisengebieten, wo diese Kinder nie eine reelle Chance auf eine ausreichende medizinische Versorgung gehabt hätten und somit ihre körperliche Behinderung wohl nie losgeworden wären. Afghanistan, Eritrea, Guinea und gleich dreimal Jemen, das sind die Herkunftsländer der kleinen Patienten, die Dr. Braun bisher behandelt hat. Mohsen kommt aus dem Jemen, stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat noch neun Geschwister. Viel mehr wissen die Verantwortlichen im Marienkrankenhaus nicht, zumal Mohsen ein ruhiger, ja schüchterner kleiner Mann ist, wie Stationsleiterin Elisabeth Schwind erzählt. Nachdem er sich eine Woche lang im Haus eingewöhnt hatte, haben Dr. Braun und sein Team Mohsen operiert, haben den Bruchbereich freigelegt, den jungen Knochen, der sich um die nicht richtig verheilte Bruchstelle gebildet hatte, entfernt, den Knochen gerichtet und passgenau verplattet. Zwischenzeitlich kann Mohsen schon wieder ganz gut laufen. Täglich trainiert er dafür mit Krankengymnast Sascha Kaup. Anfangs ist dem Jungen das Laufen schwer gefallen, er hat sich kaum getraut, das rechte Bein zu belasten. "Er musste erst wieder lernen, dass er zwei Beine hat", beschreibt Braun die Schwierigkeiten, die der kleine Kerl zu überwinden hatte. Sein rechtes Bein ist immer noch drei Zentimeter kürzer, das wird ausgeglichen durch eine erhöhte Schuhsohle. Hierfür konnte, das merkt Dr. Braun dankbar an, die Firma Comed als Sponsor gewonnen werden. Mohsen wird noch ein paar Tage im Marienkrankenhaus bleiben und dann für drei Wochen in einer Pflegefamilie leben. In dieser Zeit wird er weiter regelmäßig Krankengymnastik machen und für verschiedene Nachsorgeuntersuchungen in das Marienkrankenhaus kommen. Beides, das weiß Braun aus vielen Gesprächen mit Vertretern des "Hammer Forums", würde Mohsen im Jemen nicht bekommen.

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