Erfolgreich auf weltlichem Terrain

TRIER/KIEL. (mew) In Trier sind die Sängerknaben eine Institution. Der Männerchor hat nun deutschlandweit sein Können bewiesen. In Kiel belegte er beim 7. deutschen Chorwettbewerb mit international besetzter Fachjury einen beachtlichen fünften Platz – bei insgesamt 101 Chören ein erfreuliches Ergebnis.

Sie kennen sich seit etlichen Jahren. Die 24 Mitglieder des Männerchores haben alle ihre Karriere im Knabenchor begonnen. Das heißt, seit ihrem 8. Lebensjahr trainieren sie gleichermaßen ihre Stimmbänder und Spielkompetenz. Bei der Reise an die Ostsee war nicht nur der schicke Smoking für die Auftritte im Gepäck, sondern auch die sechs einstudierten Stücke für den Wettbewerb. Die Auswahl unterlag bestimmten Kriterien: So mussten die Epochen 20. und 21. Jahrhundert, ein alter Meister sowie ein Volkslied präsentiert werden. Schließlich entschieden Musikwissenschaftler Christian Kraus und Chorleiter Bruder Basilius Wollscheid das Programm: Zwei Mal vertreten war Felix Mendelssohn ("Beati mortui", "Der Jäger Abschied"), weiter Francesco Foggia ("Beatus ille servus"), Jacobus Gallus ("Haec dies"), Paul Hindemith ("Über das Frühjahr") und Mathieu Neumann ("Abschied op.27"). Dabei beschritt der Chor durchaus neue, weltlichere Wege, die für die Trierer Sänger, deren Hauptaufgabe in der Messe-Gestaltung liegt, ungewohnt sind, aber nicht unerfreulich: "Es war spannend, mal etwas völlig anderes zu singen, aber dennoch sollten wir unsere Herkunft nicht vergessen", sagt Carsten Lang, aus dessen sonorer Stimme seine Leidenschaft fürs Singen immer wieder aufblitzt. Herzblut ist unerlässlich

Dass Herzblut in dieser Angelegenheit unerlässlich ist, wird klar, wenn man beachtet, dass der Knabenchor zweimal in der Woche probt und Ressourcen anzapft, die nach einer langen Arbeitswoche arg angegriffen sind. Doch für die 24 Männer ist dies ein Anspruch, dem sie gerne nachkommen und der zuweilen auch belohnt wird. "Sie haben einen perfekten Chor, mit dem sich alles machen lässt", bestätigt das ungarische Jurymitglied Gabor Hollerung dem Trierer Chorleiter. Dennoch war Bruder Basilius nach der Bekanntgabe der Ergebnisse zunächst etwas enttäuscht, ebenso wie die 23 Sänger. "Wir sind schon mit der Erwartung auf einen Platz auf dem Treppchen nach Kiel gefahren", verrät Lang. Dass es am Ende "nur" der fünfte in der Kategorie C 1 (Männerchöre bis 36 Mitglieder) war, muss aber kein Grund zu Enttäuschung sein (einziger Wermutstropfen könnte eventuell die verpasste Aufbesserung der Reisekasse sein, denn Preisgelder gab es nur für die ersten drei Plätze). Erfreut war man hingegen darüber, die saarländischen Nachbarn weit hinter sich gelassen zu haben. Im gesamten Teilnehmerfeld wurden immer wieder Diskussionen um die tatsächliche Einhaltung des Laienstatus mancher Chöre laut. Auf der Rückfahrt sang man sich die erste Enttäuschung von der Seele. "Normalerweise singen wir, um die Leute zu erfreuen, nun singen wir halt einmal, um uns zu erfreuen", scherzt Bruder Basilius, während 24 Mann lautstark spaßige Lieder (auch über die Juryentscheidung) anstimmten. Und was bringt die Zukunft? Nach dem gewonnenen Landeswettbewerb 2005, der Voraussetzung für die Teilnahme in Kiel war, sowie dem alle vier Jahre stattfindenden deutschen Wettbewerb stehen bereits weitere Pläne an: Im Oktober führt der Männerchor die große Rheinberger-B-Dur-Messe auf - diesmal aber in der Heimat. Musikinteressierte Kinder ab acht Jahren melden sich bei Bruder Basilius unter 0651/ 2081028.

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