Erst ein Berg und dann ein Tunnel

PFALZEL. Eine Busumleitung für die nächsten 15 Monate, ein haushoher Erdwall zum Bahndamm und großes Bauarbeits-Gerät - am Rande von Pfalzel deutet einiges auf schwere Arbeiten hin. Die Tunnel für die Umgehungsstraße unter der Bahnstrecke sind im Bau.

Immer wieder flanieren interessierte Bürger die Straße Am Bahndamm entlang, bleiben staunend stehen und grübeln, was da wohl vor sich geht. Eigentlich, so wissen die meisten Einwohner, soll da doch ein Tunnel gebaut werden. Warum erhebt sich da aber seit einigen Tagen ein Erdwall zur Bahnstrecke hinauf?Hans-Georg Stein, Polier der Baufirma Schnorpfeil, erläutert das komplizierte und langwierige Bauverfahren. Bevor nämlich gebuddelt werden kann, müssen die Gleise auf eine Hilfsbrücke umgelegt werden. Dafür laufen zurzeit die Vorarbeiten auf Hochtouren.Zunächst musste der Kampfmittel-Räumdienst das Gelände absuchen, ob etwa noch Überbleibsel vom Bahnbeschuss aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden lagern. Die Sondierungen blieben negativ, was das Okay für den Baustart bedeutete.Mittels eines großen Krans werden nun die 17 Meter tiefen Löcher für die Brückenträger gebohrt. "Das kann nur dann passieren, wenn der Fahrdraht für die Züge ausgeschaltet werden kann", erklärt Polier Stein. Diese Zeiten liegen am Wochenende zwischen Samstag und Montag, in erster Linie nachts. An vier bis fünf Wochenenden, so hofft Hans-Georg Stein, wird dann sekundengenaues Arbeiten ablaufen. Denn erst wenn kein Strom mehr im Fahrdraht fließt, kann der Bohrer arbeiten. Und das nur so lange, bis der nächste Zug naht. "Außerdem müssen vor dem eigentlichen Tunnel-Baubeginn noch sämtliche Versorgungsleitungen verlegt werden", sagt der Schnorpfeil-Polier und stellt damit eine weitere Arbeitsphase vor. Alles, was zur Versorgung der "letzten Häuser von Pfalzel" gehört, muss vorübergehend umgelegt werden, Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen werden in Behelfsleitungen untergebracht.Noch äußert sich Hans-Georg Stein optimistisch: "Wenn alles gut läuft, ist die Brücke in fünf Wochen fertig." Dann können die Ausschachtungsarbeiten für den Tunnel unter den beiden Bahngleisen für den Güter- und den Personenverkehr beginnen.6,50 Meter geht es dabei unter das jetzige Niveau der Straße. Der Tunnel wird hinter dem Mäusheckerweg beginnen, unter den Bahnstrecken hindurchführen und etwa in Höhe der Gärten an der linken Straßenseite enden.Wie lange die Baumaßnahme dauert, kann Polier Stein noch nicht genau sagen. Sicher ist jedoch, dass der Stadtbus mindestens 15 Monate lang nicht seine übliche Route Am Bahndamm entlang fahren kann, sondern gewissermaßen die "Wochenend-Strecke" über den Mäusheckerweg.Sicher sei es problematisch, dass für einen so langen Zeitraum der alte Ortskern nicht angefahren werden könne, erklärt Werner Pfeiffer, stellvertretender Ortsvorsteher, im Gespräch mit dem TV . Alle angedachten und vorgeschlagenen Alternativen seien jedoch nicht realisierbar gewesen: Der Straßenzustand im Flürchen lasse eine länger dauernde Busnutzung bis zum Biewerer Sportplatz nicht zu. Den Bus in Höhe des Bahnhofs wenden zu lassen, sei aufgrund der dann vorgeschriebenen Doppelbesatzung ebenfalls nicht möglich.Kein Zubringerbus für ältere Bürger

Nicht umzusetzen sei auch der Vorschlag des Ortsbeirates, vor allem für ältere und mit Einkäufen schwer beladene Bürger einen Zubringerbus aus dem alten Ortskern zum Pfalzeler Stern anzubieten. "Den müsste der Ort dann selber bezahlen", gibt Margret Erdel-Pfeiffer die Information der Stadtwerke weiter und fügt hinzu, dass natürlich auch in Pfalzel die Kassen annähernd leer sind.So bleibt nur die Hoffnung, dass die Bauarbeiten am Tunnel zügig vorangehen und spätestens zum Winter 2004 die Busse wieder auf gewohnter Strecke durch Pfalzel fahren können - dann allerdings durch einen nagelneuen Tunnel.

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