Es werde Licht!

TRIER. Alle Jahre wieder bemühen sich die Trierer Händler-Gemeinschaften, Geld für die Weihnachtsbeleuchtung ihrer Straßen zu beschaffen. Der Arbeitskreis Simeonstraße war diesmal besonders kreativ und hat auch alle nicht-gewerblichen Mieter mit der Bitte um Unterstützung angeschrieben.

Die Trierer Simeonstraße zählt zu den beliebtesten Einkaufsstraßen Deutschlands. Diesem guten Ruf wollen die Gewerbetreibenden auch in der Weihnachtszeit gerecht werden und die Kunden mit möglichst schmucker Beleuchtung beeindrucken. Schließlich gilt die bekannte "LLL"-Werbeformel: "Licht lockt Leute". Doch nicht nur die Händler-Gemeinschaft der Simeonstraße muss jedes Jahr erneut Geld für die Reparaturen der Lichterketten, deren Auf- und Abbau und den Strom mühsam einsammeln. Auch in anderen Straßen verweigern rund 25 Prozent der anliegenden Geschäfte eine Beteiligung. Diese Trittbrettfahrer zahlen nicht, profitieren aber vom finanziellen Engagement der Nachbarn."Sehr geehrte Mieter, bitte schnell überweisen"

Für den Arbeitskreis Simeonstraße hat Oliver Louisoder, Inhaber des Modehauses Hochstetter&Lange, in diesem Jahr die Organisation der Weihnachtsbeleuchtung übernommen - und einen neuen Weg eingeschlagen, die Last auf möglichst viele Schultern zu verteilen: Nicht nur gewerbliche Mieter, sondern auch Hauseigentümer sollten aufgefordert werden, sich an den Kosten zu beteiligen. "Leider waren die Adressen der Hausbesitzer aber nicht herauszubekommen", erklärt Louisoder. Also wurden Studenten losgeschickt, um Hausnummern und Namen von Klingeln abzuschreiben. Dann ging ein Schreiben an die Anwohner raus: Die Lichterketten seien überholungsbedürftig. Außerdem sollen neue Sterne angeschafft werden, um die alten Ketten zu verschönern. "Die Erneuerung, den Erhalt, das Auf- und Abhängen sowie den Stromverbrauch müssen die Anlieger und Hauseigentümer tragen", heißt es in dem Brief. Und: "Hiermit bitte ich Sie, die Anschaffung der neuen Weihnachtsbeleuchtung zu unterstützen, sei es mit einer Spende oder dass Sie schnellstmöglich Ihre anteilige Rechnung für die Weihnachtsbeleuchtung, welche Sie noch erhalten werden, begleichen." Darauf folgte die Bitte, das Schreiben auch an die Vermieter weiterzuleiten. "Es ist dreist und unverschämt, einen solchen Brief zu verschicken, ohne die privaten Mieter vorher zu fragen und höflich um eine kleine Spende zu bitten", beschwert sich Susanna Ehrmann. "Ich habe schließlich keinen Laden, also verdiene ich auch nicht am Weihnachtskommerz." Auch Edith Hein ist empört: "Ich habe mich sogar gefragt, ob der Brief tatsächlich von der Arbeitsgemeinschaft kommt oder ob da ein Betrüger an Geld kommen will." Louisoder bedauert das "Missverständnis": "Der Brief war eigentlich für die Vermieter gedacht und ist vielleicht etwas unglücklich formuliert. Die Mieter erhalten natürlich keine anteilige Rechnung - aber über Spenden auch seitens der privaten Mieter, freuen wir uns natürlich trotzdem!" Die Rechnungen gingen an die Gewerbetreibenden. "Die Umlage richtet sich dabei nach der Länge der Hausfront zur Simeonstraße", erklärt Louisoder. Für einen laufenden Meter müssten rund 25 Euro bezahlt werden. "Wünschenswert wäre es, wenn die Weihnachtsbeleuchtung aus einer Hand organisiert würde - dann müsste nicht jede Straßengemeinschaft alleine vor sich hin wurschteln, sondern es gäbe einen einheitlichen Stil, und der Druck auf die Trittbrettfahrer wäre größer", schlägt Louisoder vor. Thomas du Buy, Karstadt-Chef und zweiter Vorsitzender des Händler-Rings "City-Initiative", stimmt dem grundsätzlich zu, aber: "Der Vorstand der City-Initiative arbeitet ehrenamtlich - neben unseren sowieso schon sehr umfänglichen Aufgaben auch noch die Weihnachtsbeleuchtung komplett alleine zu organisieren, übersteigt unsere Möglichkeiten.""Trittbrettfahrer lassen sich nicht vermeiden"

In der Fleischstraße sieht man derweil die Sache gelassener: "Auch wir haben rund 25 Prozent Trittbrettfahrer - das lässt sich eben nicht vermeiden", erklärt Gerd Guillaume vom Modehaus Dahm&Schädler. "Das Geld für die Weihnachtsbeleuchtung haben wir trotzdem zusammen." Gute Erfahrung haben man mit der Staffelung der Preise gemacht: "Nicht nur die Frontmeter, sondern auch die Branche und die Verkaufsfläche spielen dabei eine Rolle." Von 80 Euro, mit denen sich auch Anwälte und Ärzte in den ersten Etagen beteiligen würden, bis zu Summen, die der Größenordnung eines Warenhauses entsprechen, beliefen sich die Anteile. "Schön wäre es, wenn die Stadtwerke uns einen Sonderpreis für den Strom machen würden - schließlich hat auch die Stadt Interesse an einer schönen Weihnachtsbeleuchtung."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort