Essen mit allen fünf Sinnen

TRIER-SÜD. Die Milch kommt aus der Fabrik, und das Gemüse wächst im Supermarkt. Bei Pommes, Pizza und Party-Snacks kann kein Kind widerstehen. Damit die Barbara-Grundschüler von Grob- zu Feinschmeckern werden, bekamen sie von Koch Gerhard Gartner Nachhilfe für den Gaumen.

In langen Reihen saßen die Nachwuchs-Feinschmecker an den Tischen, Papier-Kochmützen auf dem Kopf und einen Apfel, Fragebogen und Becher vor sich auf dem Tisch. Währenddessen presste der ehemalige Zwei-Sterne-Koch Gerhard Gartner Orangen aus und stellte zwei Töpfe mit Tomatensuppe auf den Herd. Dann bat er mit einem Schlag auf den Topfdeckel um Ruhe. Denn auch Zuhören und gutes Benehmen gehört zu einem Gourmet. "Die Milch kommt aus der Fabrik", rufen einige Kinder auf die Frage, wo Nahrungsmittel hergestellt werden. Andere Kinder aber wissen es besser. "Wir holen unsere Milch direkt vom Bauernhof. Die schmeckt viel besser als aus dem Supermarkt", erzählte Dominik Grundheber.Verschiedene Gemüsesorten ertasten

Dann startet die Klasse in die erste Runde der Geschmackstests und Sinneserfahrungen. Denn beim Essen geht es nicht nur um die primäre Befriedigung des Hungergefühls. Essen bedeutet auch Freude und sollte ganzheitlich wahrgenommen werden. Zunächst waren Äpfel und Kräuter, Basilikum und Pfefferminze die Versuchsobjekte, die die Gourmet-Schüler hörend, riechend und schmeckend unter untersuchten. Auch den Tastsinn mussten sie bei einem kleinen Quiz einsetzen und mit verbundenen Augen drei verschiedene Gemüsesorten ertasten. Bis dahin konnten sich die Geschmackknospen noch entspannen. Doch dann fuhr Gerhard Gartner schwerere Geschütze auf - den Vergleichs-Geschmackstest. Dabei konkurrierten Convenience-(Fertig-)Produkte mit frischen Speisen und Getränken. Bei Orangensaft und Erbsen konnten die Lebensmittel aus Flasche und Dose nicht bestehen, bei der Tomatensuppe entschied sich die Mehrheit der Schüler-Jury allerdings für das Fertigprodukt. Ihre Kompetenzen stellten die kleinen Gourmets dann noch beim gedeckten Tisch unter Beweis, den sie vom Platzteller bis zum Messerbänkchen perfekt ausstaffierten. "Gerade bei Kindern ist heute Übergewichtigkeit ein Problem. Wir wollen schon bei kleinen Kindern beginnen und ihnen einen bewussteren Umgang mit dem Thema Essen nahe bringen", erklärte Schulleiterin Nicole Post. Auch Gerhard Gartner fühlt sich diesem Auftrag verpflichtet. "Es ist mir wichtig, Kinder zu richtigem Essen und Tischmanieren zu führen. Denn das Benehmen ist wichtig für die Zukunft", erklärt der Profi. Mit seiner Gourmetschule versucht er, den Kindern Ess- und Tischkultur und die Wertschätzung eines gemeinsamen Essens zu vermitteln.

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