FDP will Wildtier-Dressur in Trier verbieten

Geht es nach dem Willen der FDP-Fraktion im Trierer Stadtrat, dann dürfen Zirkusse in Trier künftig keine Dressuren mit Wildtieren mehr zeigen. Rechtlich ist allerdings umstritten, ob Verbote wie in Luxemburg überhaupt zulässig sind.

Trier. Vom 18. Dezember bis 3. Januar heißt es zum fünften Mal: Manege frei für den Trie rer Weihnachtscircus. Zur neuen Show gehören neben Akrobatik, Magie und Clownerie auch Dressuren mit Tigern, Elefanten und Kamelen.

Die FDP-Fraktion möchte so etwas in Zukunft unterbinden. Ihr Antrag zur Stadtratsitzung am Donnerstag, 26. November: "Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, inwieweit ein Auftrittsverbot von Wildtieren in Zirkussen auf der Gemarkung der Stadt Trier anordbar ist." Damit würde Trier unter anderem auf den Spuren der Stadt Luxemburg und des Staats Österreich wandeln, wo solche Verbote bereits bestehen (der TV berichtete).

In der Begründung ihres Antrags verweist die FDP auf das Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz. "Wildtiere gehören in artgerechte Umgebung und nicht auf den Kopf gestellt in eine Zirkusmanege", stellt Fraktionsmitglied Silke Reinert fest.

Zirkusverband wehrt sich gegen Verbote



Kritiker wie die bundesweit aktive "Initiative für ein Wildtierverbot in Zirkussen" beklagen Belastungen durch Platz- und Bewegungsmangel, häufige Transporte, ungeeignete klimatische Verhältnisse und unnatürliche Kunststücke. Solche Bedenken weist der Europäische Zirkusverband (ECA) entschieden zurück. "Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis und keinen Grund dafür, dass es Zirkustieren schlechter geht als anderen", sagt Direktor Arie Oudenes im Gespräch mit dem TV. Der Verband wehrt sich auf EU-Ebene gegen Verbote, denen die Rechtsgrundlage fehle.

"Zuschauer wollen Tiere sehen. Also gestalten wir den Tieren das Leben im Zirkus so angenehm wie möglich", versichert Oliver Häberle vom Trie rer Weihnachtscircus. Über die in Deutschland gültigen "Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben" hinaus plant der Verband ein freiwilliges Zirkus-Gütesiegel. Basis sollen unangekündigte Besuche unabhängiger Gutachter sein. Ohnehin gebe es regelmäßige Kontrollen durch Amtstierärzte.

"Am 20. Dezember wollen wir bei einem Tag der offenen Tür in Trier zeigen, wie wir die Tiere halten und dressieren", kündigt Häberle an. Die laufende Saison wäre von einem möglichen Verbot keinesfalls berührt.

Die Trierer Ratsfraktionen CDU, SPD, UBM, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen wollen den FDP-Antrag noch intern besprechen. Corinna Rüffer (Grüne) signalisiert Zustimmung: "Es geht um Verantwortung für die Schöpfung. Ein Tiger gehört nicht in einen Käfig." Bei Zoos gebe es immerhin noch den Gedanken der Arterhaltung durch Zucht: "Aber die Situation der einzelnen Tiere ist natürlich auch im Zoo nicht gerade prickelnd."

Meinung

Durch nichts zu ersetzen

Sie halten sich für tierlieb und haben ein Haustier? Haben Sie mal darüber nachgedacht, ob es gerecht ist, Hunde, Katzen oder Vögel für die Gefangenschaft zu züchten? Die meisten Menschen essen sogar Tiere (ohne dafür verhaftet zu werden). Wer nicht ausgerechnet strenger Vegetarier ist, sollte bei Diskussionen über Tierschutz bedenken, wie sich seine Forderungen mit dem eigenen Verhalten decken. Das Argument "Tierdressur gab es schon immer" bedeutet nicht, dass es gut ist und immer so bleiben muss. Tatsächlich gibt es Fortschritte durch detaillierte gesetzliche Auflagen. Deren Einhaltung muss konsequent überwacht werden, um schwarze Schafe unter den Zirkusbetrieben zu entlarven. Dressuren funktionieren in der Regel über Belohnung und Nichtbelohnung, nicht über Bestrafung. Viele Tierarten verlangen geradezu nach intensiver Beschäftigung. Dompteure würden sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie ihre Tiere schlecht behandeln. Bei aller Fürsorge lassen sich gleichwohl die grundsätzlichen Bedenken gegen die ganz und gar unnatürlichen Umstände, in denen Zirkustiere leben, nicht ausräumen. Geräumige Käfige und Luxus-Nahrung können eben die freie Wildbahn niemals ersetzen. Der Einsatz der Tierschützer ist deshalb aller Ehren wert. Trier also als Vorreiter für Deutschland? Allein rechtlich wird sich ein Verbot auf städtischer Ebene nicht durchsetzen lassen. Da sind der Bund und die EU gefragt. Bis dahin bleibt es jedem Zuschauer überlassen, selbst für sich zu entscheiden. Und jedem Zirkus, denn Shows in der Manege können auch ohne Tiere faszinieren. m.hormes@volksfreund.deEXTRA Exoten im Zirkus: Zweimal seit 2005 besuchte der kleine Zirkus "Atlas" die Stadt Schweich und hatte dort jedesmal einen großen Zulauf. Dies war nicht zuletzt seiner Giraffe "Balu" zu verdanken - das lebende Aushängeschild des Familienbetriebs. Fraglich ist, wie lange ein kleiner Zirkusbetrieb ohne diese Tiere existieren könnte. Früher waren kleine Tierparks mit Exoten, die sogenannten Menagerien, nur an Königs- oder Fürstenhöfen zu finden. Die Menschen aus dem Volk bekamen oft zeitlebens keine zu Gesicht - es sei denn, ein Wanderzirkus besuchte den Ort. Diese Funktion hat das exotische Zirkustier heute nicht mehr - aber es bildet immer noch einen Faktor im Schaugeschäft. (f.k.)

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