Fast wie eine Familie

TRIER. (daj) Für einsame und alte Menschen wurde die Weihnachtsfeier des Kolpingverbands ins Leben gerufen. Heutzutage kommen zunehmend auch Obdachlose und andere sozial Benachteiligte.

Renate will an Heiligabend nicht alleine sein. "Zu Hause verbittert man", sagt sie. Zum zweiten Mal ist sie zur Weihnachtsfeier des Kolping-Bezirksverbands in den Warsberger Hof gekommen. Die Familie? "Da geht jeder seine eigenen Wege." Man spürt, dass es gerade an Weihnachten schwer fällt, über das Thema Einsamkeit zu sprechen. Therese Weindl sorgt gemeinsam mit 20 Ehrenamtlichen seit zehn Jahren dafür, dass niemand an Heiligabend einsam sein muss. Nach ihrer Pensionierung begann die gebürtige Bayerin, sich im Kolpingverband zu engagieren. Die Stammgäste der Feier sind für sie schon fast wie eine Familie geworden: "Was wäre Weihnachten ohne meine Obdachlosen?" Dabei sind längst nicht alle obdachlos, die sich im Warsberger Hof einfinden, auch Eltern und Kinder sind darunter. "Viele kommen aus sozial schwierigen Familien", berichtet Prälat Franz Josef Gebert vom Diözesan-Caritasverband. Zu Hause fehle es an der Wärme und Geborgenheit, die sie hier finden. Viele Besucher kommen regelmäßig und genießen die vertraute Atmosphäre. Die Veranstaltung wird ausschließlich aus Spenden finanziert. Den Kuchen stiftet eine Bäckerei; später gibt es noch einen Festtagsbraten. Für den musikalischen Rahmen sorgt eine Sopranistin mit Weihnachtsliedern. Auch sie tritt ohne Gage auf. Therese Weindl wollte die Leitung der Veranstaltung schon längst in jüngere Hände geben. Diesmal sei für sie unwiderruflich das letzte Mal in verantwortlicher Position gewesen. Doch noch konnte die Nachfolge nicht geregelt werden. Schließlich sei es eine Aufgabe, die man nicht einfach so nebenher erledigen könne. "Man muss mit dem ganzem Herzen dabei sein." So hofft Therese Weindl darauf, dass die Veranstaltung mit mehr als 45-jähriger Tradition auch 2007 eine Neuauflage erleben wird.

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