Feuerball und Warzenlauf

TRIER. Stolz präsentieren die Kinder ihre Zauberstäbe, Hexenbesen und Umhänge – die Hexenprüfung haben sie bestanden: Annette Hoeft, hauptamtliche Mitarbeiterin von "Querweltein", der Gesellschaft für regionale Umweltbildung, hatte zu "Zaubermacht durch Hexenkraft" eingeladen.

"Feuerball kehren haben wir gemacht, da mussten die Kinder den Ball mit dem Hexenbesen über den Platz kehren. Zum einen kam es auf Genauigkeit an, zum anderen auf Schnelligkeit. Dann haben wir noch Dreibeinlauf gemacht, und Moorsuppenrennen", sagt Annette Hoeft. "Warzenlauf und Krötenweitwurf in den Krötenpfuhl. Nein, was das für Kröten waren, wird nicht verraten", sagt die junge Frau und lacht. Wer all diese Ideen hatte? "Die entwickeln wir selber. Bei den ganzen historischen Sachen orientieren wir uns natürlich sehr stark an historischen Gegebenheiten und wissenschaftlichen Quellen, zum Beispiel über die Römer", sagt Hoeft. Das ganze Programm drumherum entwickle sie selbst, die Methoden würden den Altersstufen der Kinder angepasst, die vom Kindergarten bis zur Oberstufe reichten. Hoeft ist hauptamtliche Mitarbeiterin der Gesellschaft für regionale Umweltbildung, die es seit acht Jahren gibt; ihr Leiter Walter Oeffling und sie hatten die Idee zu "Querweltein". "Wir fingen damals freiberuflich an", erinnert sie sich. Mittlerweile haben sie noch drei freie Mitarbeiterinnen. "Im Winter machen wir vor allem Konzeptionsarbeit, Kalender- und Programmgestaltung. Im März, April geht es dann los mit der Kinderwerkstatt. Den größten Teil machen allerdings die Schulklassen aus, Tagesveranstaltungen. "Dann bin ich mit dem vollbeladenen Auto unterwegs", erzählt Hoeft. Etwa bis nach Bernkastel oder Idar-Oberstein. In Trier kooperiert "Querweltein" mit anderen Einrichtungen wie den Naturfreunden Quint oder dem Besucherzentrum Teufelsschlucht. "Wir sind anerkannte Bildungsinstitution in Rheinland-Pfalz", sagt Hoeft stolz. Gerne führt sie Veranstaltungen bei sich daheim in Ruwer durch - "da können wir auch mal kochen". So gab es zur Hexenprüfung einen giftgrünen Hexentrunk - Zitronenmelisse mit Saft und Sprudel. Ein anderes Mal backen die Kinder nach Art der Römer - Fladenbrötchen mit Kräuterkäse. Weitere gut besuchte Veranstaltungen der vergangenen Jahre beim "Zukunfts-Diplom" befassten sich beispielsweise mit "Frau Urtica" (der Brennnessel) und einem "feurigen Herbstzauber". Ihre drei Kinder Lena-Sophie (5), Gerrit-Maurice (2) und Kira-Lisanne (1) hat Hoeft daheim in Sichtweite, betreut von Oma oder Tagesmutter. "Das geht, weil meine Arbeit sehr flexibel und abwechslungsreich ist", meint die studierte Geographin mit Schwerpunkt Umweltpädagogik. Das Studium verschlug sie von Hannover nach Trier. "Handwerkliche Tätigkeiten wie aus alter Zeit haben mich schon immer sehr interessiert", berichtet sie. "Wer weiß heute noch, was ‚Besenreiser‘ sind? Das hören die jungen Frauen nur in der Kosmetik." Sie lacht. "Oder was Wolle kadieren ist? Gestern waren wir in Serrig und haben da Wollschafe gemacht. Auf Karton geklebt, das kam gut an." Und sie beobachtete: "Die Kinder sind oft gar nicht an handwerkliche Tätigkeiten gewöhnt, die Mädchen kommen oft noch besser klar als die Jungen." Ihr Interesse an Handwerklichem und an traditionellen Tätigkeiten sei bereits in der Schule geweckt worden, sagt Hoeft: "Ich war in der Waldorfschule", berichtet sie, "und vieles, was ich da gelernt habe, kann ich nun gut einsetzen." Und so ganz nebenbei schreibt sie an ihrer Promotion.

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