Forschung im Bordell

Rund eine Million deutscher Männer gehen jeden Tag zu einer Prostituierten. Aber wer sind sie, die Konsumenten sexueller Dienstleistungen? Was sind ihre Motive und Wünsche? Dazu hat die Soziologin Christiane Howe im Rahmen zweier Studien Freier interviewt. Die Ergebnisse stellte sie auf Einladung des Frauennotrufs in Trier vor.

 Wer die Konsumenten von Prostitution sind, hat Soziologin Christiane Howe in zwei Studien erforscht. TV-Foto: Cordula Fischer

Wer die Konsumenten von Prostitution sind, hat Soziologin Christiane Howe in zwei Studien erforscht. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. "Und am Samstag geht der Papi in den Puff" hat der Trierer Notruf für vergewaltigte und von sexueller Gewalt bedrohte Frauen und Mädchen den dritten Vortrag in der Reihe "Piff, Paff, Puff - Mythos und Wirklichkeit der Prostitution" überschrieben. Und dazu mit Christiane Howe eine Referentin eingeladen, die eine andere Seite der Prostitution unter die Lupe genommen hat: die des Freiers. Für die erste Studie hat Howe Annoncen in Zeitungen geschaltet, um ihre Interview-Partner zu finden. Für die zweite Studie ist sie selbst ins Bordell gegangen, hat sich dort in einem der Zimmer eingemietet und dort mit den Männern gesprochen.

Sicherlich sind ihre Forschungen nicht ganz repräsentativ, hat sie doch nur mit 38 Männern sogenannte Tiefeninterviews geführt, die jeweils bis zu zwei Stunden dauerten. Dazu gab es noch etliche Kurzgespräche, die auch zum Teil am Telefon abliefen. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass die Männer, die sich Sex für Geld kaufen, aus allen sozialen und gesellschaftlichen Schichten kommen - vom Handwerker bis zum Professor, vom Single bis zum Familienvater.

Ebenso unterschiedlich ist die Motivation zum Bordell-Besuch. Manche wollen eine bestimmte Art von Sexualität ausleben, manche suchen nach Nähe oder einer Art Beziehung, manche einfach nur Entspannung, Ablenkung oder wollen sich belohnen, manche wollen der Sprachlosigkeit zum Thema Sex in der eigenen Partnerschaft entfliehen und erleben, was im heimischen Bett nicht geht. Es kann das bloße Getriebensein sein oder ein vorbereiteter Akt, eine Möglichkeit, die Mittagspause zu nutzen oder nach der Arbeit abzuschalten. "Es gibt einen ganz intimen, körperlichen, auch emotionalen Austausch, aber das ist kein privater Austausch", erläutert Howe. Fast immer ist es eine Projektionsfläche und die Inszenierung von Sexualität, die die Freier wollen, hat Howe erfahren. Und: Was die wichtigste Eigenschaft einer Prostituierten sei, beantworteten die meisten mit einem Wort: "einfühlsam".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort