Frecher Lümmel mit roter Nase

TRIER. (ae) Hochgradig strapazierte Lachmuskeln bescherte Clown Pippo den Besuchern seines Programms "Visematenten". Mit allerhand Schabernack, Wortwitz, verblüffenden Tricks und der kontinuierlichen Einbindung des Publikums zauberte er Zirkusluft ins Spiegelzelt der Landesgartenschau.

Dabei war es nicht der typische weiß geschminkte Clown, der mit Tolpatschigkeit und lauten Gags zu Lachstürmen hinriss. Es war vielmehr ein leiser, etwas naiv wirkender Charakter, der bisweilen bedächtig auf der Bühne agierte und erst allmählich offenbarte, wie faustdick er es hinter den Ohren hatte. "Pippo ist ein richtiger Lausejunge, der sich diebisch freut, wenn mal was geklappt hat," beschreibt sein Schöpfer und Alter ego Andreas Hubert seine Figur. "Der Lümmel zeichnet sich durch Distanzlosigkeit und Sprachprobleme aus." Dabei kokettiert Pippo mit Erfahrungen, die Hubert in seinem Hauptberuf als Logopäde sammelt. So kündigte Pippo eine "Senfstation" statt einer Sensation an, was allein schon Lachtränen hervorrief, dann aber in wahre Begeisterungsstürme mündete, als der Clown tatsächlich einen Senfeimer mit Haltestellenschild darin zu Tage förderte. Sosehr Hubert an der Clownerie hängt, so klar ist ihm auch, dass dieser Beruf kaum als Existenzgrundlage taugt. "Ich lebe nicht davon, sondern dafür", ist sein Credo. Da er auch eine Ausbildung als Tischler absolviert hat, kann er die Requisiten für seine Auftritte selber bauen. Auch der Inhalt seines künstlerischen Schaffens ist das Produkt langjährigen Lernens. Am Anfang, vor 20 Jahren, stand eine Mime-Corporelle-Ausbildung. "Dort wird gelehrt, Gefühle als Ganzkörperausdruck wiederzugeben." Der Rest war, nach dem freundschaftlichen Rat des Roncalli-Clowns Angelo, harte Arbeit. "Richtig lernen kann man das nicht, man muss es im Blut haben. Eine gute Figur entwickelt man auf der Straße durch den Kontakt mit Menschen und führt sie dann fort", beschreibt Hubert. So ist Pippo entstanden, der Clown, der es meisterhaft versteht, das Publikum durch ein Auf und Ab an Gefühlen zu führen: Bedauern, Freude, Entsetzen, Mitgefühl und Jubel. Die Gäste im Spiegelzelt, locker und gelöst durch Paradenummern wie ein Konzert auf Hupen, machten begeistert mit, auch als es darum ging, Rollen für einen "Film" zu übernehmen. Manche von ihnen verkörperten frisch importierte Elche, andere zwitschernde Singvögel, wieder andere ein Liebespaar. Und sie hatten Spaß dabei, denn Pippo achtete darauf, dass niemand bloß gestellt wurde. "Wer mitmacht, muss sich hinterher besser fühlen als vorher", formuliert Hubert eine Grundregel.

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