Freundliche Soldaten

NEWEL-BESSLICH. (red) Im Chaos bei Kriegsende suchten zahlreiche Familien Schutz bei Verwandten außerhalb der hart umgekämpften Gebiete, so auch die Familie Görgen aus Beßlich:

Ich muss knapp vier Jahre alt gewesen sein. Wir wohnten in Greverath im Kreis Wittlich im Elternhaus meines Vaters. Unsere Betten standen im Keller unter der Scheune, meine Oma, meine Mutter, eine Tante und ich.Manchmal kamen Soldaten mit Gewehren und durchwühlten unsere Betten, suchten darunter und in allen Ecken nach weggelaufenen Soldaten, wie mir meine Mutter erklärte.Eines Tages kamen wir aus der Scheune und sahen vor dem Tor einen Lastwagen rückwärts heranfahren. Soldaten kletterten von der Ladefläche herunter und winkten uns in der Scheune zu. Wir verzogen uns wieder in den Keller und warteten ab, was geschehen würde. Irgendwann waren wir wieder vor dem Haus. Die Soldaten waren freundlich zu uns. Sogar die Nachbarskinder von gegenüber, Gisela und Leo kamen zu uns. Wir bestaunten den großen Lastwagen und sahen den Soldaten zu. Sie waren sehr nett zu uns, gaben uns kleine Päckchen mit Knäckebrot oder einer Art Keks, die sehr gut schmeckten. Ich weiß nicht, wie lange das so ging, sie packten auf einmal alles zusammen, und weg waren die netten Soldaten. Dann war auch eines Tages mein Vater wieder da, und wir hielten uns wieder oben im Haus auf. Günter Görgen,Beßlich, Jahrgang 1941

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