Gemeinsam durch die Dunkelheit: Trierer Projekt ermöglicht Studentinnen einen angstfreien Nachhauseweg

Trier · Vielen, die bis spät abends an der Universität zu tun haben, ist auf dem Weg nach Hause mulmig zumute. Der Allgemeine Studierendenausschuss und Vertreter eines Studentenwohnheims haben sich eine so einfache wie brillante Lösung ausgedacht: Sie sorgen dafür, dass Studis den Heimweg in Gruppen antreten.

 An dieser Loslaufstelle auf dem Uni-Campus treffen sich Jennifer Mazur, Marie Konrad und Susanne Schöla (von links) abends, um im Dunkeln gemeinsam nach Hause zu gehen. TV-Foto: Eva Bernading

An dieser Loslaufstelle auf dem Uni-Campus treffen sich Jennifer Mazur, Marie Konrad und Susanne Schöla (von links) abends, um im Dunkeln gemeinsam nach Hause zu gehen. TV-Foto: Eva Bernading

Foto: (h_st )

Trier. Wenn Michelle abends in der Uni-Bibliothek lernt, vergisst sie manchmal die Zeit. Viertel nach zehn schon! Höchste Zeit, nach Hause zu gehen. Bevor Michelle den Heimweg antritt, wirft sie einen Blick auf die Internetseite mitläuferin.de und schaut nach, ob jemand den gleichen Weg nimmt wie sie. Und sie hat Glück: "Um halb elf gehen noch zwei andere zu meinem Wohnheim", freut sie sich. "Das ist super, denn ich gehe nicht gern alleine durch die Dunkelheit. Ich bin immer froh, wenn mich jemand begleitet."
Michelle ist 22 Jahre alt und Studentin der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Trier. Wie ihr ergeht es vielen Studenten. In der Dunkelheit alleine zum Parkplatz gehen? Über schlecht beleuchtete Wege spätabends den Heimweg antreten? Für viele beginnt da das Kopfkino.

Dieser Angst wirkt das Projekt "MitläuferInnen gesucht" entgegen. "Die Tatsache, dass Studierende in der Dunkelheit Angst haben, sich auf dem Campus zu bewegen, ist untragbar", heißt es auf der Facebookseite. Vertreter des Wohnheims Kleeburger Weg und des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) haben die Initiative ins Leben gerufen.
Anne Klein, eine der Mitbegründerinnen, erklärt, wie die Planung lief: "Beim Entwurf der Mitlaufstrecken haben wir uns danach gerichtet, wo der Bedarf einer Begleitperson am nötigsten ist, beispielsweise weil es dort wenig Beleuchtung oder viel Gebüsch gibt."
Daraufhin wurden sogenannte Loslaufstellen mit Schildern markiert, die das Studierendenwerk gesponsert hat. Von dort aus verlaufen Routen in verschiedene Richtungen. Die Uhrzeiten, zu denen die Gruppen losgehen, sind auf die Busfahrpläne abgestimmt und auf den Schildern zu sehen.

Neben den fünf Loslaufstellen an der Universität gibt es auch jeweils zwei am Campus 2 und an der Hochschule Trier.
"Das Projekt basiert auf Solidarität, auf gegenseitiger Rücksichtnahme und Hilfe", sagt Lennard Schmidt, ein weiterer Initiator. Von Studentinnen kommen positive Rückmeldungen: "Das Projekt ist zwar einfach, aber genial. Ich fühle mich jetzt abends an der Uni sicherer", sagt Michelle.
Hanna und Alex, die heute den gleichen Weg nehmen wie Michelle, bestätigen das: "Auch nach 22 Uhr findet sich meist jemand, der mit einem mitläuft."
Auch außerhalb der Uni wird das Projekt wahrgenommen. So hat es von der Stadt Trier den Bürgerpreis erhalten, der für vorbildliche, nachhaltige und innovative Ehrenamtsprojekte in der Stadt vergeben wird.

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