Gesichter einer Krankheit

Das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Trier stellt die Bilderserie "SilenceSida" ("Aids-Stille") des französischen Fotografen Samuel Bollendorff vor. Sie ist Teil der laufenden Ausstellung "Wo bist du, Adam?", die noch bis zum 4. Januar gezeigt wird.

 Die 20-jährige Ave aus Tansania ist schwanger. Sie hat Aids. Fast jede dritte Schwangere hier ist mit dem HI-Virus infiziert. Foto: Museum

Die 20-jährige Ave aus Tansania ist schwanger. Sie hat Aids. Fast jede dritte Schwangere hier ist mit dem HI-Virus infiziert. Foto: Museum

Trier. (red) Bollendorffs Fotos zeigen Menschen aus Afrika, Russland und Brasilien. Unter den Portraits steht eine kurze Beschreibung der Lebenssituationen der gezeigten Menschen. "Dadurch bekommen diese Fotos eine große Unmittelbarkeit, man ist direkt mit dem Menschen, mit seinem Schicksal, mit den Folgen von Aids konfrontiert", erklärte Kunsthistoriker Markus Groß-Morgen vom Dom- und Diözesanmuseum.

"SilenceSida, der Titel der Fotoserie, bezieht sich einerseits auf das Schweigen der Gesellschaft zu Aids, andererseits auf die Sprachlosigkeit der Betroffenen selbst", ergänzte Kulturjournalistin Eva-Maria Reuther, die die Ausstellung mitorganisiert hat. "In Afrika ist die Aids-Situation besonders dramatisch, weil dort fast ein ganzer Kontinent betroffen ist", sagte Reuther. Bollendorff zeige typische Situationen, beispielsweise die Kinderfamilien, bei denen die Eltern an Aids gestorben sind und die älteren Geschwister für die hinterbliebenen Kinder sorgen müssten. Bollendorffs Bilder aus Russland sind in St. Petersburg entstanden. "Heroin ist dort eine Modedroge und günstig zu bekommen, auf diesem Weg infizieren sich viele Menschen mit dem HI-Virus", erläuterte Groß-Morgen. Die Fotos aus St. Petersburg zeigten, wie Menschen, die Aids haben, aus der Gesellschaft ausgegrenzt würden. Hoffnung dagegen geben die Fotos aus Brasilien. "Bollendorff will damit eine Perspektive aufzeigen", sagte Reuther. In Brasilien gebe es die Möglichkeit, HIV-infizierte Menschen mit Medikamenten zu behandeln, was zu einer deutlichen Verbesserung der Situation geführt habe.

Barbara Detering-Hübner vom Trierer Gesundheitsamt schilderte die Aids-Situation in der Region Trier. 2008 seien in Trier bereits zehn neue HIV-Infektionen registriert worden. Die Zahl der Neuinfektionen sei im Vergleich zu 1999 wieder gestiegen.

Neben den Aids-Fotos zeigt die Ausstellung "Wo bist du, Adam?" auch Plastiken des pfälzischen Bildhauers Eberhard Linke sowie Werke des Malers Roland Schauls. Die Ausstellung ist geöffnet: dienstags bis samstags von 9 bis 17 Uhr, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr.

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