Grillen ja, feiern nein

TRIER-FILSCH. "Kreuzberger Nächte sind lang …", sangen einst die Gebrüder Blattschuss. Filscher Nächte sind es auch: Der Ortsbeirat lieferte den Beweis hierfür in seiner jüngsten Marathon-Sitzung mit neun sich lang hinziehenden Beratungspunkten.

Hätte Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles (FDP) das wahr gemacht, was er nicht nur einmal hatte anklingen lassen an diesem Abend, wäre die jüngste Ortsbeiratssitzung im Gasthaus "Filscher Häuschen" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geplatzt. Rat beschäftigt sich mit Hütte seit 1990

Aber so weit kam es dann doch nicht, obwohl ein offensichtlich frustrierter Ortsvorsteher laut ans Hinwerfen dachte. "Ich habe keine Lust mehr", sagte Gilles bei dem Beratungspunkt "Grillhütte". Zum x-ten Male ging es um die Suche nach einem geeigneten Standort. An anderer Stelle äußerte Gilles: "Ich könnte es leichter haben" oder "Das kann ja dann mein Nachfolger machen". Ob es ihm Ernst war mit diesen offenen Äußerungen, sei dahingestellt. Ortsbeiratskollegen reagierten prompt - durch aufmunternde Appelle. Mit der Grillhütte beschäftigt sich der Rat laut Aussage von Gilles schon seit 1990 - ohne Erfolg. Jedenfalls existiert die Hütte bislang nur in den Köpfen der Ratsmitglieder, obwohl schon etliche Standorte auskundschaftet wurden. Auch der Mitarbeiter des städtischen Planungsamtes, Herbert Müller, fand nicht das Ei des Kolumbus in diesem Anliegen. So beendete der Rat nach längerem "Hickhack" (Gilles) die Debatte mit einem klaren Votum: sechs Ratsmitglieder (zwei Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen) sprachen sich für den Standort "Sandwies" aus. Allerdings musste der Rat dabei Federn lassen. Nach städtischer Vorgabe könne hier nur eine "Grillhütte" verwirklicht werden, nicht aber die gewünschte "Party-Grillhütte". Eine "schwere Geburt", so Ortschef Gilles. Zuvor war der Antrag, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen, knappgescheitert. Es setzte sich fort, das "schwere Leben eines Ortsvorstehers vom Land"" (Gilles). Neues Thema, aber nicht neues Glück: Bei der Namensgebung für die Satzung des Höhenfriedhofs sei der Ortsbeirat nicht beteiligt worden, obwohl die Anlage innerhalb der Grenzen von Filsch liege, kritisierte der Rat die Praxis der Stadtverwaltung. Satzung in der Kritik

Ergo: "Der Ortsbeirat findet, dass die Satzung rechtswidrig zu Stande gekommen ist." Auf Antrag der FDP-Fraktion soll die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier aufgefordert werden, die vom Stadtrat verabschiedete Satzung außer Kraft zu setzen. Ebenfalls einstimmig gefordert wurde ein weiteres ADD-Prüfverfahren: Beim Nahverkehrsplan sei die Stadt der Anhörungspflicht des Ortsbeirates nicht nachgekommen. Der Plan enthalte Regelungen, die den Ortsbezirk beträfen. Die Oberbehörde solle den Nahverkehrsplan außer Kraft setzen, fordert der Rat. Schon zu Beginn der "Frust-Beiratssitzung" gab es eine Negativ-Nachricht vom Ortsvorsteher: Der geforderte Verkehrsspiegel in der Straße "Im Großen Garten" sei von der Stadt abgelehnt worden. Das Wort "Unverschämtheit" für die Stadtverwaltung fiel nicht nur beim ersten Top-Punkt der Mammut-Sitzung.

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