Große Tiere mit kleinen Schwächen

TRIER. (len) Mit hintersinniger Ironie ziehen die Akteure der Karnevalsgesellschaft Heuschreck die Trierer, Mainzer und Berliner Politik durch den Kakao - als "Zirkus Heuschreck".

Zeltstangen auf der Bühne, ein goldumrandetes Eingangsportal mit rotem Vorhang und eine riesige, leuchtend grüne Heuschrecke auf einem Trapez: "Wat en' Zirkus!" ist in dieser Session das Motto des traditionsreichen Vereins. Vor einem tiefblauen Himmel brennen die Akteure unter den Augen von Sitzungspräsident Harald Reusch und rund 650 Besuchern ein Feuerwerk aus Büttenreden, Tänzen und Gesang ab - mal satirisch spitz, mal stimmungsbetont. Über das Showgeschäft macht sich "Kulissenschieber" Stephan Morbach" her. Ob Thomas Gottschalk, Günter Jauch, Boris Becker oder Daniel Küblböck - viel Gutes lässt der Insider der Branche nicht an ihnen. Wieder auf der Bühne steht nach einem Jahr Pause "Der kleine Mann" Hubert Ludwig. Längst ein Klassiker im Programm sind "Doof Nuss" Klaus Baer und "Fischer's Maathes" Helmut Haag. Passend zum Zirkusmotto tritt Rainer Lübeck als "Hochseilartist" auf. Heuschreck-Chor als Zirkus-Truppe

Als "Dompteurin" beschäftigt sich Lino Ley mit dem Thema Männer - und dem, was sie in Trier so alles verbockt haben. Musikalischer Höhepunkt der Sitzung ist der Auftritt des Heuschreck-Chors zusammen mit Ex-Jungtenor Thomas Kießling. "Große Tiere mit kleinen Schwächen, Zauberer, die Ihnen das Geld aus der Tasche zaubern und Hochseilartisten, die wissen, wie sie immer oben bleiben", kündigten die Musiker an. "Wir führen Sie ein in die Welt der großen Politik." Gleich das erste Lied greift den Rücktritt Gerhard Schröders als SPD-Parteichef auf - in Windeseile haben die Sänger ihren Text an das Geschehen des Vortags angepasst. Mit wiederbelebten Trierer Gassenhauern bringt die Leiendecker Bloas das Publikum in Stimmung. Zum Heuschreck-Lied schunkeln lässt die Besucher der singende Clown Jürgen Wollmann. "Salzstangen, Kaugummis, Schokoriegel", schallt es von hinten durch den Saal. Die Männer mit dem Bauchladen, die TV -Redakteure Dieter Lintz und Alexander Houben, bahnen sich den Weg durch die Reihen. "Chips, Popcorn, Kondome", ruft Lintz. "Wie, Kondome", fragt Houben. Lintz klärt ihn auf über das EU-Programm "Safer Schunkel", das die Warnung "Fremdgehen nach der Kappensitzung gefährdet ihr Leben" auf den Gummis vorschreibt. Nach dem Ausflug ins Beziehungsleben wird es politisch: Die beiden Geschäftsleute berichten von ihren Erfahrungen in Trier. Ob Großraumhalle, City-Initiative, Moselland-Ausstellung oder Trier Plus: Genüsslich kommentieren die beiden Händler Pannen und Entscheidungen. Verschont von der Satire bleibt auch nicht der Stadtvorstand: Hat Georg Bernarding eine Chance als Nachfolger von Oberbürgermeister Helmut Schröer? Oder wird es - versehentlich - Ulrich Holkenbrink? Oder am Ende gar Heuschreck-Präsident Gustl Thormeyer? Einen Auftritt fürs Auge in bunten, in Pasteltönen gehaltenen Trikots legt das Nachwuchs-Ballett hin. Zu dem Abba-Klassiker "Mama Mia" tanzt das Heuschreck-Ballett. Ein Höhepunkt jeder Sitzung ist die Heuschreck-Garde. In grün-weißen Uniformen stehen die Tänzerinnen auf der Bühne, bilden eine lange Reihe und reißen die Beine hoch - das ist Karneval pur, so wie ihn schon die Großeltern erlebt haben. Weitere Galasitzungen: 13., 14. und 21. Februar, 20.11 Uhr. Karten bei Drogerie Jacobi, Fleischstraße 49, 0651/73456.

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