Großtanten um den Finger gewickelt

TRIER. Der beste Freund des kleinen Rolf Berg, der am Trierer Paulusplatz aufwuchs, war der Sohn des Küsters und Organisten. In der Kirche und im Pfarrgarten haben die beiden täglich gespielt.

 Bruder Peter Berg mit Kinderfoto.Foto: Katja Krämer

Bruder Peter Berg mit Kinderfoto.Foto: Katja Krämer

Bruder Peter Berg, sein ursprünglicher Name lautet Rolf Berg, ist Hausoberer im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und vertritt Träger im Krankenhaus-Direktorium, dessen Vorsitzender er ist. "Die Kirche war für mich nicht nur ein Ort, wo Gottesdienste gefeiert wurden, sie war meine zweite Heimat." Messdiener war er, in der Pfarrjugend hat er sich engagiert. Pater Friedrich, "der gut mit Kindern umgehen konnte", und der Kassenschalterbeamte, "der gut mit Geld umgehen konnte", haben dem am 22. April 1964 geborenen, vorwitzigen, aufgeweckten und munteren Jungen imponiert."Fantastische Groß-WG"

Gehasst hat er Spinat und Sonntagsspaziergänge, "in denen sich das gesamte Familienleben ballte". Lieber wäre er mit seinen Freunden im Gocart die Lieblingsstrecke "um die vier Ecken" abgefahren. 25 Erwachsene und Kinder wohnten in der "Kaserne", wie er das Haus am Paulusplatz, in dem die Eltern eine Bäckerei führten, wegen der Einschusslöcher an der Häuserfront bezeichnete. "In der fantastischen Groß-WG war immer jemand da." Und die betriebsbedingte "Dienstleistungsmentalität" der Eltern habe sich auf das Familienleben übertragen. Erzieherische Maßnahmen ergriffen die Eltern erst, nachdem sie mit dem kleinen Rolf und den beiden älteren Schwestern ausführlich gesprochen hatten. "Was passiert hier", dachte er sich, als die fünfköpfige Familie mit dem voll bepackten Auto an die Nordsee fuhr. "Ein Fünfjähriger hatte überhaupt keine Ahnung, was Urlaub bedeutet." Nie vergessen wird er auch den Moment, als er dem Fünfmark-Stück - "ich sollte Salami für die belegten Brötchen der Bäckerei kaufen" - hinterher schauen musste, als es unaufhaltsam in den Gulli rollte.Immer auf den letzten Drücker

Hahn im Korb war er einmal in der Woche, wenn er mit zwei Großtanten unterwegs war, die sich zum Viez trinken in Tarforst trafen. Der kleine Charmeur hat es genossen, die älteren Damen um den Finger zu wickeln. Ihn selber - mitten ins Herz - traf zum ersten Mal Ruth. Im Kindergarten. "Selbstbewusst, ich glaube dunkelblond und sehr nett ist sie gewesen." In der Schule kam er immer auf den letzten Drücker, zum Deutschunterricht chronisch zu spät. Zum Schwänzen war er zu feige. Adrenalinstöße ausgelöst hat bei ihm schon die Vorstellung, vom Dreimeter-Brett springen zu müssen. Der Sportmuffel, dem so mancher Sportlehrer der Robert-Schumann-Realschule auch den letzten Funken Spaß an Leibesübungen vertrieben hat, ist eher künstlerisch ambitioniert. "Zu "My fair Lady und Co. kann ich problemlos mitsingen". Und zu Büttenreden fühlt er sich hingezogen.

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