Handel, Werbung, Gastronomie: So soll Triers Zukunft aussehen

Trier · Um vier zentrale Themen bei der Trierer Stadtentwicklung ist es nach dem Stadtrundgang bei der Diskussion im Posthof gegangen. Zock und Leibe waren durchaus unterschiedlicher Meinung.

 TV Stadtrundgang mit Bürgern und den Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl Hiltrud Zock und Wolfram Leibe ,mit anschließender Diskussion im Posthof. TV-Foto: Friedemann Vetter

TV Stadtrundgang mit Bürgern und den Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl Hiltrud Zock und Wolfram Leibe ,mit anschließender Diskussion im Posthof. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Mit dem derzeit in Arbeit befindlichen Einzelhandelskonzept stieg TV-Redakteur Rainer Neubert in die Diskussion mit den OB-Kandidaten Hiltrud Zock (CDU) und Wolfram Leibe (SPD) ein. "Was ist da für Sie der wichtigste Punkt?", wollte Neubert wissen.

Leibe erklärte: "Zunächst müssen wir ganz genau hinschauen: Die 1,1 Milliarden Euro, die pro Jahr im Trierer Einzelhandel fließen, werden je zur Hälfte in der City und in den Randgebieten Triers ausgegeben. Unsere Aktivitäten müssen wir entsprechend ausbalancieren - und dabei die Bürger konkret beteiligten."
Zock legte den Schwerpunkt auf die Förderung der inhabergeführten Fachgeschäfte, "denn da sind unsere Ausbildungsplätze". Weiter müsse Trier die Weichen so stellen, dass Investoren den Mut hätten, sich in Trier zu engagieren.

Einzelhandelsexperte Gerd Guillaume, Vorsitzender des Händlerrings City-Initiative, appellierte an die Kandidaten: "Wir müssen den hohen Anteil an inhabergeführten Läden im Trierer Einzelhandelsmix behalten - das macht uns einzigartig!"

Weiter ging es mit der potenziellen Ansiedlung eines neuen großen Einkaufscenters. "Braucht Trier das?", fragte Moderator Neubert nach. Zock reagierte mit Kritik an der aktuellen Rathausspitze: "Ich verstehe nicht, warum die Diskussion darüber anfangs im Rathaus hinter verschlossenen Türen geführt wurde. Wir müssen stattdessen die handelnden Personen der Stadt fragen, was Trier gut tun würde. Am Viehmarkt macht für mich ein neues Einkaufscenter definitiv keinen Sinn, im Bereich Kaufhof und Karstadt in der Simeonstraße könnte ich mir eine Neuplanung dagegen durchaus vorstellen. Dabei müssten wir allerdings schauen, dass keine austauschbaren Geschäfte dort einziehen, sondern solche, die Trier noch fehlen und die die Stadt besonders machen." Zuvor hatte Zock beim Stadtrundgang erwähnt, dass der Bekleidungsriese Peak&Cloppenburg Interesse habe, sich in Trier anzusiedeln. Für die jungen Kunden kann Zock sich die Ansiedlung eines Primark, der mit äußerst niedrigen Kampfpreisen Kunden lockt, vorstellen.

Leibe kritisierte seine Kontrahentin: "Kaufhof und Karstadt in der Simeonstraße gehören nicht der Stadt. Erst kürzlich hat mir die Chefin des Kaufhofs erklärt, dass sie sich doch immer sehr wundert, wie über ihr Gelände einfach immer disponiert wird, wenn es um ein neues Einkaufscenter geht. Und darauf, welche Geschäfte in ein solches Center konkret einziehen würden, kann die Stadt auch keinen Einfluss nehmen. Wir können nur überlegen, ob und wie viel zusätzliche Einzelhandelsfläche wir ausweisen wollen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass der Handel im Wandel ist - zum Beispiel die Buchbranche - und es dadurch in den nächsten Jahren zu Leerständen kommen könnte."

Eine neue Gestaltungssatzung könnte die Außenwerbung und Terrassen-Gastronomie in Trier stärker einschränken. "Welchen Einfluss muss die Stadt da nehmen", fragt TV-Redakteur Neubert. Hiltrud Zock erklärt: "Zunächst sollte einfach mal die Einhaltung der bestehenden Vorschriften stärker kontrolliert werden. Zudem macht es den Charme einer Stadt aus, wenn man einfach mal ein paar Tische zusammenrücken und sich gemeinsam hinsetzen kann - ohne, dass das gleich verboten ist. Ich finde auch nicht, dass man auf dem Kornmarkt die Bestuhlung reduzieren sollte mit dem Argument, eine bessere Sichtachse auf die Basilika zu haben."

Konkurrent Leibe ist anderer Meinung, wenn auch aus anderen Gründen: "Vor den Geschäften ist das Kopfsteinpflaster extra durch große, ebene Platten ausgetauscht worden, damit ältere Leute sicher laufen und auch einen Rollator einfach schieben können. Das kann nicht einfach alles mit Werbeschildern zugestellt werden. Und beides - mehr Tische und Werbeschilder und gleichzeitig möglichst viel Platz auch für ältere Bürger - geht eben nicht. Da müssen wir sehen, wie wir diesen Zielkonflikt lösen können." Gastronom Wolfgang Becker, selbst mit dem XO im Posthof ansässig, appelliert: "Die Stadt soll attraktiv und vielfältig sein - das geht aber nur, wenn die Händler auch auf ihre Angebote und Produkte hinweisen dürfen. Zudem empfehle ich Trier mehr Mut, zum Beispiel bei der Genehmigung auch innovativer, moderner Werbemöglichkeiten." Über den Architektur- und Städtebaubeirat sind sich Zock und Leibe einig: Das Gremium soll seine beratende Funktion behalten - die Entscheidungsgewalt müsse aber weiter beim Stadtrat liegen.

Nächster TV-Vor-Ort-Termin mit den OB-Kandidaten: Montag, 8. September, 18 Uhr, Kornmarkt, Thema: Straßenverkehr.Extra: Das sagt Fred Konrad


Der grüne OB-Kandidat Fred Konrad zum Einzelhandelskonzept, der geplanten neuen Gestaltungssatzung und zur Rolle des Architektur- und Städtebaubeirats: "Wir brauchen eine gut erreichbare Nahversorgung und ein attraktive Einkaufsszene in der Innenstadt, aber kein zusätzliches Shoppingcenter. Die verdrängen die Nahversorgung und inhabergeführten Einzelhandel und schaffen zusätzliche Verkehrsprobleme. Für den Bereich Karstadt-Kaufhof-Treviris bin ich aber für Konzepte offen, wenn die Wegebeziehungen und die Verkehrserschließung sinnvoll gelöst werden.

Bei der Gestaltungssatzung muss man unterscheiden: Die Regelung der Außenwerbung trifft alle ohne Unterschied und da bin ich dafür, dass die architektonische Gestaltung der Innenstadt auch sichtbar bleibt. Die Regelung der Außengastronomie betrifft nur das Gastgewerbe: Das ist wichtig für Tourismus und Einzelhandel und schafft auch Einnahmen für die Stadt. Eine grundsätzlich stärkere Begrenzung halte ich deshalb für falsch.
Der Trierer Architektur- und Städtebaubeirat ist hochkarätig besetzt und seine Entwürfe, Anregungen und Bedenken müssen direkt in die politischen Gremien einfließen. Er müsste zudem Projekte bis zur Umsetzung begleiten. In einem ordentlichen Projektmanagement könnten Oberbürgermeister und Stadtvorstand das bereits jetzt umsetzen. Zusammenarbeit bei Bauprojekten ist in Trier eben ein Problem. Ein Vetorecht gegenüber dem Stadtrat wäre allerdings undemokratisch und widerspräche der Kommunalverfassung."
(Konrad konnte gestern wegen eines Auslandsaufenthalts nicht dabei sein. Sein Statement zum Stadtrundgang schickte er dem TV per E-Mail.)

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