Hauchdünne Grenzlinie

Wer sich die Mühe macht, die vor dumpfer Aggressivität strotzenden Texte von Bushido schwarz auf weiß zu lesen, der kann die Vorbehalte und Bedenken gegen diese Art musikalischer Kriegsführung gut verstehen.

Wer sich die Mühe macht, die vor dumpfer Aggressivität strotzenden Texte von Bushido schwarz auf weiß zu lesen, der kann die Vorbehalte und Bedenken gegen diese Art musikalischer Kriegsführung gut verstehen. Dennoch bleiben Auftrittsverbote ein zweischneidiges Schwert. Schon deshalb, weil es in diesem Land auch Zeiten gab, da wohlmeinende Erwachsene mit felsenfest fundierter Überzeugung feststellten, die Musik von Bill Haley und Elvis Presley führe geradewegs in das Verderben der Jugend. Die Grenzlinie zwischen einer – wenn auch schwer erträglichen – authentischen Widergabe eines Lebensgefühls und der Ausbeutung niederer Instinkte ist hauchdünn. Da kann man sich (ver)irren. Und trotzdem hat die Exhaus-Leitung Recht. Ein Jugendtreff hat eine Verantwortung, die über die eines "normalen" Konzertveranstalters hinausgeht. Wer glaubhaft für friedliche Konfliktlösungen und soziales Miteinander eintreten will, kann keine Hassprediger auf seine Bühne bitten. Dass die Exhäusler ihr Problem erst so spät bemerkt haben, ist kein Ruhmesblatt. Aber es hat den Vorteil, dass es eine öffentliche Debatte provoziert, die sonst unterblieben wäre. Das wird keine bequeme Diskussion, denn die Fans werden den "Erwachsenen" Bevormundung und Besserwisserei vorwerfen. Das muss man aushalten. Das Konzert wird wohl woanders stattfinden. Auch das muss man aushalten. d.lintz@volksfreund.de

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