"Ich bin doch nicht das Hänneschen"

TRIER. Kurz nach Beginn der fünften Jahreszeit ist einigen Trierer Karnevalisten das Lachen schon wieder vergangen. Erst warf Triers älteste Karnevalsgesellschaft Heuschreck das närrische Urgestein Peter Pries aus dem Elferrat. Danach trat Pries aus dem Heuschreck aus. "Das hat mit Karneval nichts mehr zu tun", meint der Humorist.

Das närrische "Entlassungsschreiben" an Elferratskollege Peter Pries (Begrüßungsformel: "Hallo Peter") war kurz und knapp, der letzte Satz - "Wir werden die Angelegenheit natürlich mit der größtmöglichen Vertraulichkeit behandeln" - nur ein frommer Wunsch. Kaum hatte der Heuschreck-Elferrats-Vorstand Pries über dessen Rauswurf informiert ("Wir haben daher beschlossen, Dich mit sofortiger Wirkung aus dem Elferrat der KG auszuschließen"), pfiffen es die karnevalistischen Trierer Vögel bereits von den Dächern: "Hast du schon gehört? Die Heuschrecken haben den Pries rausgeworfen . . ." Das stimmte zwar nur teilweise, reichte aber immerhin, um die Narrenzunft in helle Aufregung zu versetzen. Schließlich ist Peter Pries nicht irgend ein einfacher Humorist, sondern in der Bischofsstadt eine Art Obernarr - Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK). Der närrische Dachverband organisiert federführend so bedeutende Lokal-Ereignisse wie den Rosenmontagszug, die Karnevalseröffnungsfete oder die Verleihung des Kaiser-Augustus-Ordens. Dass die 1955 von sechs örtlichen Karnevalsvereinen gegründete ATK seit Jahren eigene Großveranstaltungen macht, findet längst nicht bei allen Gesellschaften ungeteilten Beifall. Einige sehen in dem Dachverband mittlerweile unliebsame Konkurrenz - auch im Ringen um die Gunst der Sponsoren. Das alles aber hat nach Angaben der Heuschreck-Oberen nichts mit dem Rauswurf ihres langjährigen Elferratsmitglieds Peter Pries zu tun. Wobei schon der Begriff "Rauswurf" falsch sei, erklärt Elferratschef Michael Luy. "Man hat sich voneinander getrennt." Der Grund: Pries sei seinen Verpflichtungen als Elferrat nicht "in dem von uns gewünschten Maße" nachgekommen. "Das stimmt auch", meint Peter Pries, "wurde aber in der Vergangenheit immer geduldet." Sauer ist der Ober-Karnevalist vor allem über die Art und Weise, wie er nach 22-jähriger Mitgliedschaft im Heuschreck-Elferrat abserviert worden sei: "Ich hätte erwartet, dass man mich einlädt, mit den Vorwürfen konfrontiert und ich mich rechtfertigen kann." Für den ATK-Boss ist nach dem unerwarteten Rauswurf nicht nur das Kapitel Elferrat, sondern auch das Kapitel Heuschreck gegessen. "Ich bin doch nicht das Hänneschen", sagt Pries, der diese Woche aus der ältesten Trierer Karnevalsgesellschaft ausgetreten ist. Heuschreck-Präsident Gustl Thormeyer, der nach eigenen Angaben mit der ganzen Angelegenheit gar nichts zu tun hat ("Das ist allein Sache des Elferrats, ich habe das nur zur Kenntnis genommen") zeigt sich über den Pries-Austritt überrascht: "Diese Reaktion hätte ich nicht erwartet." Von einer gewissen Spannung ist der Trierer Narren-Streit, weil die Protagonisten am Freitagabend aufeinander treffen - beim jährlichen Ordensfest der KG Heuschreck. Dazu ist Peter Pries nicht als (ehemaliges) Mitglied eingeladen, sondern als ATK-Präsident und Funktionär des Bunds Deutscher Karneval. Pries will dort erscheinen, es sei denn, er werde wieder ausgeladen. "Keine Bange", schwenkt Ober-Heuschrecke Thormeyer das närrische Friedenszepter. "Wir laden doch niemanden aus, den wir gerade erst eingeladen haben."

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