Im Schutz des Stollens

ehrang. An die letzten Kriegstage in Ehrang, in denen die Achtjährige ihren Vater verlor, kann sich Helga Rohles noch gut erinnern.

Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs wurden begleitet von ständigem Artilleriefeuer der amerikanischen Streitkräfte. Wir wohnten im Ortskern von Ehrang. Während dieser Zeit begaben wir uns, meine Mutter (43), meine Schwester (11) und ich (8), regelmäßig in den nahe gelegenen Bunker in der Oberstraße. Hier war zum Schutz der Bevölkerung ein Stollen in den Berg getrieben worden, wo sich ein Teil der Bürger, so auch wir, mehrere Tage und Wochen unter primitivsten Verhältnissen und ohne sanitäre Einrichtung aufhielten. Mein Vater (45), der eine Einberufung vom Volkssturm vorliegen hatte, hielt sich aus diesem Grunde in unserem Haus auf und nächtigte im Keller. In der Nacht vom 1. auf den 2. März wurde Ehrang erneut durch starken Artilleriebeschuss erschüttert. Auch unser Haus sowie die nahe gelegene Stadtmauer wurden von Granaten getroffen und stark beschädigt. Aufgeschreckt durch die schweren Treffer, verließ mein Vater die Kellerräume und wurde von herum fliegenden Splittern tödlich getroffen. Die Nachricht vom Tode unseres Vaters erhielten wir während des Aufenthalts im Bunker. Nachbarn und ein Bruder meines Vaters bargen den Leichnahm und bahrten ihn in unserer Waschküche, später im Keller, auf. Es vergingen sechs Tage, bis wir unseren Vater in aller Frühe, es war gegen 7 Uhr, beerdigen konnten. Auch der letzte Weg meines Vaters war von Artilleriefeuer, welches aus der Ferne bis nach Ehrang zu hören war, begleitet. Entlang der Oberstraße, auf dem Weg zum Friedhof, lagen noch gefallene amerikanische Soldaten. Diese Bilder haben wir Kinder lange nicht vergessen können. Das Sterbeamt wurde in der Notkirche, im Keller des Pfarrhauses St. Peter, gehalten. Helga Rohles, Trier-Ehrang

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