Im Westen was Neues

TRIER-WEST. Großprojekt in Planung: In Trier-West soll ein Einkaufszentrum mit Diskothek entstehen. Das Vorhaben ist den Bürgern des Stadtteils vorgestellt worden – und hat mehr Skepsis als Jubel hervorgerufen.

Große Dinge sind für Trier-West geplant. Genauer gesagt knapp 6000 Quadratmeter groß, zwischen acht und 15 Meter hoch und zehn Millionen Euro schwer. Entlang der Gleise, auf den freien Flächen zwischen dem Möbelhaus Fesser und der Erlemannstraße, soll ein großes "Nahversorgungszentrum mit Event-Gastronomie" entstehen. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich ein lang gestreckter Gebäudekomplex, der einen großen Supermarkt, eine Diskothek, eine Drogerie und noch nicht näher festgelegte Dienstleister wie Schlüsseldienst, Sonnenstudio, Frisör oder Reisebüro beherbergen soll. Privater Investor ist die P1 Projekt-Entwicklungs-GmbH aus Hachenburg. Die zu bebauenden Flächen kauft sie von Möbel Fesser. Das Bauvorhaben wurde den Bürgern Trier-Wests im Dechant-Engel-Haus vorgestellt, um sie an dem projektbezogenen Bebauungsplan frühzeitig zu beteiligen. Eine Überraschung des Abends war, dass es nach Auskunft Peter Simons, Geschäftsführer von P1, Gespräche mit Edeka gegeben hatte. Die Kette erwäge, den Markt aus der Aachener Straße an den neuen Standort zu verlegen. Verkehrssituation ist problematisch

Nur wenige der Anwesenden zeigten sich von den Neuigkeiten des Abends begeistert. Skepsis herrschte vor allem beim Thema Verkehr. Zudem tauchte die Frage auf, wie ein solches Projekt zum Stadtteil Trier-West passe. Kurt Müller vom Ingenieurbüro Boxleitner stellte die Ergebnisse der Umweltuntersuchung vor: Durch das Projekt würden die Lärm-Grenzwerte nicht überschritten - weder tags noch nachts. Der Schall der parkenden Autos breite sich vor allem Richtung Gleise aus, sodass Wohnhäuser nicht direkt davon betroffen seien. "Die Verkehrssituation ist allerdings problematisch", sagte Müller. Und zwar schon jetzt: Verkehrsmessungen haben ergeben, dass zu Stoßzeiten in der Eurener Straße 12 000 Autos in der Stunde unterwegs sind, in der Hornstraße 9000. Durch diese Straßen verläuft auch der Hauptverkehrsstrom. Da die Auffahrt von der Eurener Straße zur Bahnrampe weit weniger frequentiert ist, wird die Verkehrsanbindung des Nahversorgungszentrums nach Aussage Müllers kein Problem darstellen. Er rechnet täglich mit rund 2400 Autos, die die neue Privatstraße zu den 290 Stellplätzen hinter dem Gebäude nutzen, davon 600 nachts. Die zulässigen Grenzwerte würden trotz einer Zunahme des Verkehrs um rund zehn Prozent jedoch nicht überschritten. "Was sollen wir hier mit einer Disko?", fragte der Ortsvorsteher Klaus Blum. Viele Leute aus Trier-West hätten ohnehin das Geld nicht, sie zu besuchen. Das bringe nur Verkehr rund um die Uhr. Und der sei den Bürgern nicht zuzumuten. "Für die Leute, die hier leben, ist das alles überhaupt nichts", sagte auch eine Bürgerin. Simon konterte mit den Arbeitsplätzen, die durch das Nahversorgungszentrum entstehen sollen: Er rechnet mit 120 bis 150 festen Stellen und rund 150 Aushilfsjobs. Besonders viele Aushilfen benötige die Diskothek, die sich auf 1200 Quadratmetern in ein Foxtrott-Tanzcafé, einen Bereich für die Jüngeren und eine Cocktail-Lounge gliedern soll. Zudem gehe es um Nahversorgung. Discounter gebe es zwar, aber ein "Vollsortimenter" fehle bislang vor der Haustüre. Die Besitzerin eines Trier-Wester Frisörsalons kann die Aufregung nicht verstehen. Sie freut sich über das Projekt: "Das Viertel wird doch dadurch aufgewertet. Das wird ein richtiges Schmuckstück", sagte sie. Wenn alles so läuft, wie der Investor sich das wünscht, könnten die Bauarbeiten bereits im ersten Quartal 2007 beginnen und Ende 2007 die ersten Kunden kommen.

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