Jedes Ohr hört anders

TRIER. Die "Vereinigung zur Förderung Hörgeschädigter" startet am Freitag eine ungewöhnliche Benefizaktion unter dem Motto "Jedes Ohr ist anders, jedes Ohr hört anders": Vom 14. bis zum 31. Oktober können Fotos eingesandt werden, auf denen nichts anderes als das rechte Ohr zu sehen ist.

Wer sich finanziell an der Benefizaktion beteiligen möchte, kann im Vorfeld festlegen, wie viel er pro "Ohrfoto" spendet. Am 2. November werden die Bilder gezählt und der Gesamtbetrag jeder Spende ermittelt. Im Anschluss werden die "Ohrfotos" vom 2. bis 8. November in einer Ausstellung im "Hörberatungs- und Informations-Zentrum" (Hörbiz) gezeigt. Birgit Hill vom Hörbiz hofft, dass es eine bunte Collage mit "Ohrfotos" geben wird: "Jedes Ohr sieht anders aus: Manche Menschen tragen eine Brille oder haben Ohrringe, andere haben ein Hörgerät." Doch jedes Ohr sei nicht nur optisch einzigartig, sondern auch in seiner Funktion: "Jedes Ohr hört anders", erklärt Hill. Im Rahmen der Benefiz-Aktion wird es am 20. Oktober auch eine Ausstellung in der Europäischen Kunstakademie geben. Zwischen 17 und 19 Uhr werden dort Arbeiten rund um das Thema "Ohr" zu sehen sein. "Es geht uns nicht nur darum, die finanziellen Mittel für das Fortführen unserer Arbeit zu bekommen", erklärt Diplompädagogin Vanessa Agné vom Hörbiz. "Wir wollen aufklären über die Bedeutung des Gehörs und die Folgen einer Hörschädigung." Ein Anliegen, das prominente Unterstützung gefunden hat: Die Schirmherrschaft der Benefiz-Aktion übernimmt die "Leiendecker Bloas". Malu Dreyer, die rheinland-pfälzische Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, wird zum Start ins HörBIZ kommen und als erste ein Foto von ihrem Ohr machen lassen. Und auch Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer ist ein Ohr-Model.Anlaufstelle für Hörgeschädigte

Die "Vereinigung zur Förderung Hörgeschädigter" gibt es in Trier schon seit 1983. Knapp 20 Jahre lang war der Verein ausschließlich ehrenamtlich aktiv, vor zweieinhalb Jahren startete dann das Hörbiz seine professionelle Arbeit. Seitdem wenden sich im Jahr etwa 200 Menschen an die Institution. Wie Birgit Hill berichtet, gibt es in der Region Trier über 2000 Hörgeschädigte Menschen. Außerdem sei von einer großen Dunkelziffer auszugehen. Die Mitarbeiter im Hörbiz haben also alle Hände voll zu tun. "Zwischen Koblenz und dem Saarland sind wir das einzige Zentrum dieser Art", sagt Diplompädagogin Vanessa Agné. Im Hörbiz finden Schwerhörige, Gehörlose und Tinnitus-Betroffene Hilfe. Die Beratungsstelle arbeitet mit dem Informationsfachdienst zusammen, der Hörgeschädigten im Arbeitsleben hilft. Außerdem gibt es eine Kooperation mit der Gehörlosenschule. "Um alles andere kümmern wir uns", erzählt Birgit Hill. "Alles andere"- das sind zum Beispiel Bildungsangebote wie Gebärdensprachkurse, ein spezieller Computer- oder ein Trommelkurs. Nicht zuletzt gehe es auch darum, dass Betroffene eine Anlaufstelle haben, um sich auszutauschen. Hörgeschädigte fühlten sich oft unsicher und liefen Gefahr, soziale Kontakte zu verlieren. "Nicht-Betroffenen wollen wir diese Probleme klar machen", sagt Agné. Im HörBIZ gibt es deshalb zum Beispiel CDs, die Musik so wiedergeben, wie sie sich für einen Hörgeschädigten anhört. Weitere Infos zum Hörbiz und der Benefizaktion gibt es unter www.hoerbiz-trier.de oder unter Telefon 0651/9944085.

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