Karl-Marx-Skulptur in Trier: Probestehen am Aschermittwoch

Trier · Heute wird in Trier wird ein "Dummy" für die geplante Karl-Marx-Skulptur aufgestellt. Die Bürger sollen sich dann eine Meinung zum Standort bilden können. Trier ist nicht die einzige Stadt mit einer China-Skulpturen-Diskussion.

 Denkerpose im Park: Diese Statue des Karl-Marx-Freunds Friedrich Engels hat die Stadt Wuppertal von China geschenkt bekommen. Sie besteht wie die für Trier geplante Marx-Figur aus Bronze, ist allerdings mit 3,85 Metern plus Sockel etwas kleiner. Foto: Medienzentrum der Stadt Wuppertal

Denkerpose im Park: Diese Statue des Karl-Marx-Freunds Friedrich Engels hat die Stadt Wuppertal von China geschenkt bekommen. Sie besteht wie die für Trier geplante Marx-Figur aus Bronze, ist allerdings mit 3,85 Metern plus Sockel etwas kleiner. Foto: Medienzentrum der Stadt Wuppertal

Foto: Antje Zeis-Loi (h_st )

Trier Untendrunter ein Bühnenpodest, darauf aus Holz ein Karl-Marx-"Dummy", gefertigt in den Werkstätten des Trierer Theaters. Diese Konstruktion wird am Mittwoch, 1. März, auf dem Simeonstiftplatz in Trier aufgestellt. Es handelt sich dabei um den Versuch, die geplante Karl-Marx-Statue, die die Volksrepublik China der Stadt Trier schenken will, nachzubilden.

Der bekannte chinesische Bildhauer Wu Weishan, der mit der Statue beauftragt ist, hatte den zunächst geplanten Standort in der Brückenstraße, in Sichtweite zum Geburtshaus von Karl Marx, abgelehnt. Die Dimensionen des Kunstwerks hätten zu dem kleinen und eher engen Platz nicht gepasst, argumentierte der bekannte Bildhauer.

Plan B ist der Standort auf dem Simeonstiftplatz, der sich ebenfalls zumindest in Sichtweite zu einem mit Karl Marx in Verbindung stehenden Gebäude befindet: dem Wohnhaus der Familie Marx. Das ist im Gegensatz zum Geburtshaus des weltbekannten Philosophen kein Museum, liegt aber in der Simeonstraße (Hausnummer 8, früher Simeongasse 1070). Zumindest der Kopf der 4,90 Meter hohen Skulpur wäre von dort aus zu sehen, da die Statue auf einem 1,40 Meter hohen Podest stehen soll, das sich dem Gefälle des Simeonstiftplatzes anpasst. Noch aber ist die endgültige Entscheidung darüber nicht gefallen. Der Stadtvorstand um Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) und Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) ist von dem Standort überzeugt. Allerdings hatte es sowohl am geplanten Standort in der Nähe des Weltkulturerbes Porta Nigra als auch an dem Geschenk generell und an dessen Dimensionen viel Kritik gegegeben (siehe Info).

Über die Annahme des Geschenks und den Standort entscheidet der Stadtrat voraussichtlich am 13. März. Damit sich Stadtratsmitglieder wie auch die Bürger einen Eindruck von der Größe und Wirkung der Statue machen können, wird sie nun für zwei Tage als Dummy zu sehen sein, am Aschermittwoch und Donnerstag. Am 2. März gegen 17 Uhr werde sie wieder abgebaut, teilt das Rathaus mit.

Trier ist übrigens nicht die erste Stadt in Deutschland, die ein solches Geschenk von der Volksrepublik China bekommt. Und auch nicht die erste, in der es darüber größere Diskussionen gibt. Marx' enger Freund und Weggefährte Friedrich Engels stammt aus Wuppertal. 2010 jährte sich sein Geburtstag zum 190. Mal. Eine chinesische Delegation besuchte aus diesem Anlass Engels' Geburtshaus, das ähnlich wie in Trier auch in Wuppertal ein Museum ist. Die hochkarätig besetzte Delegation ließ sich vier Stunden lang durch das Museum führen, war offenbar schwer begeistert und versprach zwei Tage später der Stadt Wuppertal ebenfalls eine Statue als Geschenk.

Beauftragt mit der Erstellung wurde der chinesische Bildhauer Zeng Chenggang, wie der für Trier auserkorene Künstler Wu Weishan ein Kunstprofessor und großer Name in China. Auch in Wuppertal stieß das Geschenk nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Wie in Trier gab es Kritik, zugleich aber - ebenfalls ähnlich wie in Trier - bundesweite Berichterstattung über die Statue. Der Wuppertaler Stadtrat stimmte der Annahme des Geschenks am 18. November 2013 mit großer Mehrheit zu. Über die Einweihung der Skulptur, zu der Botschafter Shi Mingde am 11. Juni 2014 anreiste, berichteten namhafte Medien. Spiegel und Frankfurter Allgemeine Zeitung nahmen sich der Engels-Statue ausführlich an. Auch mehrere chinesische Fernsehsender verbreiteten die Nachricht.

Auch rein optisch ist der Wuppertaler Engels nicht weit entfernt von dem Trierer Marx: Die Statue, die Engels in Denkerpose zeigt, ist ebenfalls aus Bronze. Sie ist 3,85 Meter hoch und steht auf einem 40 Zentimeter hohen Podest. Der Standort ist allerdings nicht ganz so prominent wie der am Simeonstiftplatz in Trier, berichtet Ulrike Schmidt-Keßler von der Pressestelle der Stadt Wuppertal. "Sie steht in dem kleinen Park vor dem Engelshaus. Das ist eine ganz schöne Kulisse." Gleich in der Nähe seien die Friedrich-Engels-Allee, eine Bundesstraße, und auch eine mit einem Engels-Konterfei versehene Schwebebahnhaltestelle.

"Natürlich war das Geschenk eine Geste, die wir zu schätzen wussten", sagt die Pressesprecherin. Inzwischen gebe es keine Diskussionen mehr über die Statue, sagt Schmidt-Keßler. "Außer den Touristen nimmt die kaum jemand wahr."
Vor allem Chinesische Touristen würden den Bronze-Engels gerne als Kulisse für Fotos nutzen, weil er einfach mehr hermache als Engels Geburtshaus. Von den Touristen könnten es aber ruhig noch ein paar mehr sein, meint die Pressesprecherin schmunzelnd. "Da kommen wir an Trier, glaube ich, noch nicht ran."KRITIK AM GESCHENK AUS FERNOST

Extra

Leserbriefschreiber im TV kritisierten unter anderem, die Marx-Statue als Geschenk aus China anzunehmen, sei "ein kommunistischer Triumph", damit würden die Opfer kommunistischer Diktaturen verhöhnt. Als "Geste der freundschaftlichen Verbundenheit mit der Stadt Trier" bezeichnete dagegen der chinesische Botschafter in Deutschland, Shi Mingde, das Geschenk bei einem Gespräch mit Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort