Kein Ausweg für die "Tür"

TRIER. Wegen zu niedriger Zuschüsse vom Landkreis Trier-Saarburg musste die Suchtberatungsstelle "Die Tür" ihre kostenlose Beratung für Menschen aus dem Kreis zum 1. Februar einstellen (der TV berichtete). Weiterhin beraten das Diakonische Werk und die Caritas Menschen mit Suchtproblemen aus dem Kreis.

Die Suchtberatungsangebote von Diakonischem Werk und Caritas sind vom Land Rheinland-Pfalz anerkannt und stellen keine "freiwillige Leistung" wie etwa die Flüchtlingsberatung dar, erklärt Bernd Baumgarten, Geschäftsführer des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Trier. "Es gibt ein Landesgesetz und eine Verwaltungsvorschrift. Wir können daher gar nicht einfach die Suchtberatung an die "Tür" abgeben, wie es im TV -Kommentar gefordert wird", stellt Baumgarten klar und erinnert: "Wir haben schon jahrzehntelang Suchtberatung gemacht, als es die ‚Tür' noch nicht gab.". Nach 40 Jahren Beratung könne man sich nicht dem Land und den Menschen gegenüber aus der Verantwortung ziehen. "Und was wäre, wenn die ‚Tür' bald zumacht?" fragt Baumgarten. Schwerpunkt der Arbeit des Diakonischen Werkes ist die Beratung von Alkoholkranken und ihren Angehörigen. 2003 wurden 139 Menschen, davon 91 Männer und 48 Frauen, längere Zeit beraten. Begleitet wurden auch Menschen mit Medikamenten-, Spiel- oder illegalen Drogensucht sowie mit einer Ess-Störung. Zweimal im Monat wird auch in der Außenstelle in Thalfang eine Beratung angeboten. Für die Betroffenen ist die Beratung, die nicht an eine Konfessionszugehörigkeit gebunden ist, kostenlos und auf Wunsch auch anonym. Ein Drittel der Hilfesuchenden kommt aus dem Kreis Trier-Saarburg, zwei Drittel aus der Stadt Trier. Der Caritasverband Region Trier bietet eine Fachambulanz für suchtkranke Menschen und deren Angehörige an. Bereits in der Vergangenheit gab es eine Aufgabenteilung: Während sich die "Tür" auf illegale Drogen spezialisiert hat, legen Caritas und das Diakonische Werk den Schwerpunkt auf legale Drogen. "Wir weisen niemanden ab. Aber wir verweisen bei Problemen mit illegalen Drogen auf die ‚Tür' und auf das Gesundheitsamt", erklärt Baumgarten. Dieses Angebot einer Fachambulanz unter ärztlicher Leitung ist in Trier einmalig. Der Vorschlag, dass Caritas und Diakonie auf die Suchtberatung zugunsten der "Tür" verzichten, ist deshalb auch für Caritas-Direktor Bernd Kettern untragbar. Die Caritas bietet Sprechstunden in Hermeskeil (Johanneshaus) und Saarburg (Verbandsgemeinde) an. Im Jahr 2002 wurden in der Stadt Trier 227 Menschen, im Kreis Trier-Saarburg 176 Menschen betreut. Die Stadt Trier gibt für die Suchtberatung der Caritas Zuschüsse von 37000 Euro, der Kreis schießt 8000 Euro zu. Die Caritas selbst setzt als Träger 66 000 Euro Eigenmittel ein. Der Evangelische Kirchenkreis wiederum steckt 59 000 Euro in die Suchtberatung. "Wer wäre bereit und in der Lage, diese Summe zu übernehmen", fragt Baumgarten. Die Stadt Trier unterstützt die Suchtberatung der Diakonie mit 15 300 Euro, der Kreis gibt bislang noch keine Mittel. "Die Menschen sollen die Wahlfreiheit haben, zu welcher Beratungsstelle sie gehen", meint Baumgarten. Eine Unterversorgung im Kreis stellt Kettern nicht fest. Kontakt: Suchtberatungsstelle Diakonisches Werk, Theobaldstraße. 10, Trier, Telefon 0651/20900-50. Caritasverband, Petrusstraße 22 (ab 1. März Kutzbachstraße 15), Trier, Telefon 0651/14778-20.

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