Keine Atempause

In den Sommerferien hat die Kommunalpolitik meist Pause. Doch diesmal arbeiten viele Fraktionen und Parteien sogar in der Urlaubszeit an ihrer weiteren Linie zur Beratung des Schulentwicklungskonzepts.

Trier. Der Zeitplan ist klar: Spätestens bis Dezember soll die künftige Entwicklung der Trie rer Schullandschaft zur Beschlussfassung im Stadtrat vorliegen. Das heißt für die Stadtrats-Fraktionen, dass sie unmittelbar nach den Sommer ferien mit den Schulen, den Eltern und der Bürgerschaft ins Gespräch kommen müssen.

Einen ambitionierten Plan hat dafür die CDU vorgelegt. Sie will vom 4. August bis zum 20. Oktober durch die Stadtteile ziehen, um vor Ort mit den Betroffenen zu diskutieren. Ziel ist dabei ein Konzept "mit einem dezentralen Ansatz", wie Partei-Chef Bernhard Kaster und der Fraktionsvorsitzende Bertrand Adams formulieren. Besonderes Gewicht sollen dabei die Kooperation und der sanfte Übergang zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen erhalten. Zudem soll das Trierer Bildungsangebot mit einem stärkeren europäischen Akzent ausgestattet werden.

Von Stadtteil-Rundreisen hält die FDP wenig. "Was da zu hören ist, steht ja vorher fest", vermutet Fraktions-Chef Thomas Egger. Die FDP will am 12. Juli bei einem Workshop im Rahmen eines "kleinen Parteitags" das Thema vertiefen. Auf mögliche Schulschließungen legen sich die Liberalen nicht fest, möchten sie aber auch keinesfalls ausschließen. Eines ist Egger allerdings klar: "Man kann es nicht allen recht machen." Wenn es der Schullandschaft diene, müsse die Politik auch den Mut zu unpopulären Maßnahmen haben.

Während die anderen Parteien die Diskussion abwarten, hat sich die UBM schon festgelegt: Man lehnt die Schließung von Grundschul-Standorten als "falschen Sparweg zulasten der Schüler" ab. Ansonsten enthalte das Konzept auch "viele gute Vorschläge", sagt UBM-Sprecher Hans-Alwin Schmitz.

Die SPD will im Laufe der Ferien über Info-Veranstaltungen für Eltern reden. "Je besser die Betroffenen informiert sind, umso eher haben sie nachher auch Verständnis, wenn es um konkrete Maßnahmen geht", erwartet Fraktions-Chef Friedel Jäger. Nur in einem Punkt ist die SPD schon vorgeprescht: Man unterstützt ausdrücklich die Initiative zur Einrichtung einer Gesamtschule. Die Stadt müsse hierfür "das richtige Umfeld gestalten", fordert SPD-Bildungspolitikerin Regina Bux. Die Grünen wollen sich nach den Ferien treffen und einen Beratungs-Fahrplan erstellen.

MeinungNicht auf Wunder hoffen

Von Dieter Lintz

Gut, dass den Trierer Kommunalpolitikern die Schulentwicklung so wichtig ist, dass sie das Thema nicht nach "Schema F" abhandeln. Alle gehen mit Ernst und Eifer zur Sache. Wer freilich glaubwürdig über die Zukunft der Trierer Schulen debattieren will, darf die Diskussion nicht wie die UBM schon damit beginnen, dass er Tabu zonen aufbaut. So wenig wie das Schulkonzept alternativlos auf den Wegfall von Schulstandorten ausgerichtet sein darf, so wenig darf man diese Option von vornherein ausschließen. Zählen muss letztlich, welche Paket-Lösung die bestmögliche Situation für die Gesamtheit der Trierer Schüler im Rahmen der finanziellen und strukturellen Realitäten schafft. Letzteres ist auch für die Parteien wichtig. Es hat keinen Sinn, Wolkenkuckucksheime zu bauen, die großartige Perspektiven für die Trierer Bildungslandschaft simulieren, aber keine reale Umsetzungs-Chance bieten. Die Bürger sollten jeden Vorschlag, jede Idee an der Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit innerhalb eines klar umrissenen Zeitraums messen. Niemand hätte am Ende etwas davon, wenn es ein tolles Papier gibt, das Wunschträume festhält, alles Unangenehme ausspart und darauf hofft, dass irgendwann ein Wunder passiert. d.lintz@volksfreund.de

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