Keine Entwarnung auf der B 53 bei Trier: Tempo 30 wird zum Dauerzustand

Trier · Wer auf der Bundesstraße 53 zwischen Trier-Pfalzel und Trier-Pallien fährt, muss an zwei Stellen außerorts auf freier Strecke Tempolimits beachten. Während in einem Fall die Aufhebung in Aussicht steht, erweist sich der andere Fall als hartnäckiges Problem.

 Das Bild zeigt eine Baustellenausfahrt in Höhe Trier-Biewer, an der die Fahrbahn eingeengt ist (gelbe Markierung) und Tempo 50 statt 100 gilt.

Das Bild zeigt eine Baustellenausfahrt in Höhe Trier-Biewer, an der die Fahrbahn eingeengt ist (gelbe Markierung) und Tempo 50 statt 100 gilt.

Foto: Marcus Hormes

Die Bundesstraße 53 ist eine der Hauptverbindungsachsen zwischen dem Trierer Umland und dem Oberzentrum. Tausende Pendler nutzen täglich die Strecke links der Mosel. Charakteristisch ist dabei der Wechsel zwischen verschiedenen Tempolimits: Außerorts gilt das allgemeine Tempolimit 100, an Einmündungen meist Tempo 70, in Ortsdurchfahrten Tempo 50. In diesem Jahr kamen bei Trier zwei neue Stellen hinzu, an denen Fahrer vom Gas gehen müssen.
Die Baustellenausfahrt: Zwischen den Einmündungen Trier-Pfalzel und Trier-Biewer wird der Verkehr auf freier Strecke von Tempo 100 auf Tempo 50 gebremst. Grund sind zwei Baustellenausfahrten, wie der Landesbetrieb Mobilität (LBM) auf TV-Anfrage mitteilt: "Es handelt sich um die Anbindung einer Brückenbaustelle der Deutschen Bahn. Der gesamte Baustellenverkehr kann nur über diese Zufahrt abgewickelt werden." Weil die Fahrbahn der B?53 mit Absperrbaken eingeengt wurde und langsame Baustellenfahrzeuge dort ein- und abbiegen müssen, gilt für den Durchgangsverkehr die reduzierte Geschwindigkeit. Die Stadt Trier habe die ausführende Firma mit der entsprechenden Beschilderung beauftragt.
Das falsche Limit: Nach dem Passieren der Engstelle in Fahrtrichtung Trier-Pallien müsste normalerweise wieder Tempo 100 gelten. Doch dort hing monatelang ein Schild Tempo 70. Trotz schnurgerader, breit ausgebauter Bundesstraße mussten Fahrer also langsam machen - ohne den Grund dafür zu kennen. Das führte zu unschönen Situationen: Manche Fahrer, die sich nicht an das rätselhafte Tempolimit halten wollten, setzten zu gefährlichen Überholmanövern an. Erst eine Nachfrage des TV beim LBM beendete den Spuk. Denn die Antwort lautete: "Die Geschwindigkeitsreduzierung soll laut Anordnung der Stadt Trier am Ende der Baustelle aufgehoben werden. Möglicherweise hat sich hier ein Fehler eingeschlichen, wir werden das umgehend überprüfen." Tatsächlich wurde das falsche Tempo-70-Schild inzwischen abgebaut und durch das korrekte Schild "Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben" ersetzt. Die Baumaßnahme soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein, so dass dann wieder freie Fahrt gilt.
Die Schleudergefahr: Ein Stück weiter in Richtung Trier, zwischen Biewer und Pallien, gilt bereits seit dem 8. Februar auf etwa 100 Metern Länge in beiden Fahrtrichtungen wegen Schleudergefahr Tempo 30 statt 70. "Viele Fahrer reagierten irritiert, zumal Tempo 30 nicht wieder durch ein entsprechendes Schild aufgehoben wurde", berichtete der TV damals. Für alle Fahrer bedeutete das: Unbegrenzt weiterkriechen auf freier Strecke.Der LBM besserte zweimal nach: Zunächst wurden die nötigen Schilder zum Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung aufgestellt. Dann setzte die Behörde den Vorschlag eines Leserbriefschreibers um, der angeregt hatte, die Tempo-30-Schilder mit dem Schild "bei Nässe" zu ergänzen, damit der Verkehr nicht unnötig bei trockener Fahrbahn ausgebremst wird (siehe Extra).
Das Problem: Grund für das Tempolimit ist Aquaplaninggefahr bei starken Regenfällen. Normalerweise fließt das Wasser über Straßenabläufe in einen Schacht, dann durch Rohre unter Bahngleisen und Radweg in die Mosel. Zunächst verhinderte das Hochwasser der Mosel genauere Untersuchungen.
Inzwischen hat der LBM bei einer Überprüfung der Durchlässe festgestellt, dass diese im Laufe der Zeit mit Bodenmassen zugesetzt wurden. "Wir sind derzeit dabei, eine Firma für das Freimachen der Durchlässe zu finden", teilt die Behörde auf Anfrage mit. "Die Arbeiten gestalten sich allerdings als sehr schwierig, weil die Durchlässe mehr als fünf Meter tief liegen", da sie unter den Bahngleisen verlaufen. Konsequenz für Autofahrer: Bei Nässe gilt dort weiterhin Tempo 30 - auf unbestimmte Zeit.Das sagen Autofahrer

Margit Haubrich wohnt in Föhren und pendelt täglich mit dem Auto zur Arbeit nach Trier und zurück. Sie sagt zur Situation auf der B?53: "Für mich ist unverständlich, warum die Behebung des Problems so lange dauert und warum die Öffentlichkeit über die Gründe für die Tempolimits im Ungewissen gelassen wurde."
Horst Schmitt aus Trier-Biewer hatte den Leserbrief mit der Forderung geschrieben, das Tempolimit 30 auf den Fall einer nassen Fahrbahn zu beschränken. Er sagt: "Meist ist die Straße trocken, dann ist Tempo 70 erlaubt. Wenn es stark regnet und Wasser auf der Straße steht, wird etwas langsamer gefahren. An Tempo 30 hält sich aber keiner, das ist maßlos übertrieben. Nur manche Auswärtige steigen schon mal auf die Bremse, weil sie überrascht sind und den Zusatz ,bei Nässe' nicht gelesen haben. Übrigens steht dort schon seit etwa drei Jahren zur Moselseite hin eine Warnbake mit Leuchte, die wohl von einer früheren Baustelle stammt und offenbar vergessen wurde." Meinung

 Das Bild zeigt die Stelle auf der B 53 zwischen Biewer und Pallien, wo Tempo 30 wegen Schleudergefahr bei Nässe gilt.

Das Bild zeigt die Stelle auf der B 53 zwischen Biewer und Pallien, wo Tempo 30 wegen Schleudergefahr bei Nässe gilt.

Foto: Marcus Hormes

Das untergräbt die Verkehrsmoral

Auf der Bundesstraße 53 bei Trier ist in diesem Jahr der Wurm drin. Auf Aquaplaning oder Baustellenausfahrten muss natürlich hingewiesen werden. Aber bei der Umsetzung lief einfach zu viel schief. Bei solchen dauerhaften Einschränkungen, die sich dem Autofahrer nicht sofort erschließen, wäre gleich zu Beginn eine aktive Information der Öffentlichkeit sinnvoll gewesen. Zudem scheint es für die Behörden leider nicht üblich zu sein, mal kurz vor Ort zu checken, ob eine beauftragte Firma eine Beschilderung auch ordnungsgemäß umgesetzt hat. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. In all den Monaten kam offenbar auch kein Mitarbeiter von LBM oder Stadt, der etwa das rätselhafte Tempo-70-Schild zufällig im Vorbeifahren sah, auf die Idee, bei seinen zuständigen Kollegen den Sinn zu hinterfragen. Stattdessen wurde sich blind daran gehalten, oder es wurde schlicht ignoriert.

Die verstopften Durchlässe als Grund für Tempo 30 erscheinen derzeit als unüberwindbares Hindernis. Vor dem Frühjahr wird sich da vermutlich nichts mehr tun, so dass das Tempo?limit dann sozusagen Geburtstag feiern kann. Geschwindigkeitsbeschränkungen aus Sicherheitsgründen sind zweifellos notwendig. Ihr Sinn sollte aber für Fahrer möglichst erkennbar und dadurch nachvollziehbar sein. Falsche Beschilderungen wie zeitweise auf der B?53 untergraben die Moral der Verkehrsteilnehmer. Und den Verkehrsfluss dauerhaft zu stören, kann auch nicht im Interesse der Mobilität liegen. An vielen anderen Stellen (zum Beispiel mit Hinweisschildern "Wir bauen für Sie" und Zeitangabe oder mit umfassenden Baustelleninfos im Internet) beweisen dieselben Verkehrsbehörden, dass sie es besser können.
m.hormes@volksfreund.de

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