Kinderarmut ist mehr als nur Geldmangel

Die Geschäftsführer der evangelischen Diakonie haben auf ihrem Treffen in Trier beschlossen, in den nächsten Monaten verstärkt gegen Kinderarmut aktiv zu werden.

 Bernd Baumgarten (links) und Nikolaus Immer. TV-Foto: Anna Lena Aldag

Bernd Baumgarten (links) und Nikolaus Immer. TV-Foto: Anna Lena Aldag

Trier. (ald) Kinderarmut - kein Problem, das sich weit weg abspielt, sondern auch in Trier und Umgebung sehr konkret ist. "Drei Viertel der Klientinnen in der Schwangerschaftsberatung sind von relativer Armut betroffen", gibt Bernd Baumgarten, Leiter der Diakonie Trier, ein Beispiel.

Nikolaus Immer, Geschäftsbereichsleiter Rheinland-Westfalen-Lippe, bestätigt: "In den letzten Jahren erleben wir einen Boom von Tafeln und Kleiderkammern. Und Kinder sind gleichzeitig am stärksten betroffen und haben am wenigsten Einfluss auf ihre Situation." Gerade der letzte Punkt macht deutlich, dass es nicht nur um fehlendes Geld geht. Immer nennt die drei Bereiche, in denen die Diakonie Kinder stärken will: Schutz, Versorgung und Beteiligung.

Armut sei oft gleichbedeutend mit Ausgrenzung, weil es sich betroffene Eltern nicht leisten können, ihr Kind in einen Sportverein oder auf eine Kunst- oder Musikschule zu schicken. Arme Kinder hätten außerdem weniger Zugang zu Kultur und Bildung und häufiger Gesundheitsprobleme. Diesen Entwicklungen will die Diakonie im nächsten Dreivierteljahr gemeinsam mit der rheinischen Kirche entgegenwirken. Auf ihrem Geschäftsleitertreffen in Trier hat sie eine Aktionsphase beschlossen und will neben den klassischen Beratungs- und Beschäftigungsangeboten vor allem politische Forderungen stellen.

Dabei soll es etwa um die Anpassung des Regelsatzes beim Arbeitslosengeld II für Kinder gehen oder um kostenloses Mittagessen an Schulen. Außerdem schlägt die Diakonie vor, Familienpässe einzuführen, mit denen diese vergünstigten oder kostenlosen Zugang zu öffentlichen Einrichtungen bekommen.

Insgesamt soll es darum gehen, Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen, erklärt Immer: "Tafeln sind gut, aber wir können nicht dabei stehen bleiben, Leute mit billigen Lebensmitteln zu versorgen."

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