Klares Bekenntnis zum Campus

Wohin führt der Weg der Universität Trier? Ihr Präsident Peter Schwenkmezger plädiert für eine Stärkung des vorhandenen Standorts aus logistischen und konzeptionellen Gründen.

 Im Brennpunkt: Uni-Präsident Peter Schwenkmezger mit Megafon bei einer Demonstration vor vier Wochen. Im Gespräch mit dem TV redet er Klartext. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Im Brennpunkt: Uni-Präsident Peter Schwenkmezger mit Megafon bei einer Demonstration vor vier Wochen. Im Gespräch mit dem TV redet er Klartext. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. (cus) Im Gespräch mit TV-Redakteur Marcus Hormes nimmt Uni-Präsident Peter Schwenkmezger Stellung zur aktuellen Situation an der Hochschule.

Seit etlichen Wochen protestieren Studierende gegen die aus ihrer Sicht unzumutbaren Bedingungen an der Uni. Wie konnte es dazu kommen?

Peter Schwenkmezger: Die übergroße Nachfrage in einigen Studiengängen und damit die räumlichen und personellen Engpässe in einigen Lehrveranstaltungen waren erst knapp vor Semesterbeginn beziehungsweise zum Start feststellbar. Hierauf hat die Universität reagiert, indem sie die größten Missstände beseitigt hat: durch Anpassung der zugewiesenen Räume, durch Teilung von Veranstaltungen und zusätzliche Lehrveranstaltungen.

Hat sich die Situation dadurch entschärft?

Schwenkmezger: Dank des großen Engagements der Lehrenden zusammen mit der Verwaltung ist das weitgehend gelungen. Die übervollen Räume haben ihre Ursache auch darin, dass Studierende anfangs mehrere Veranstaltungen belegen und sich dann einen Stundenplan zusammenstellen, der meist deutlich weniger umfasst. Inzwischen hat sich die Lage zum großen Teil stabilisiert.

Warum hat die Uni-Leitung nicht bei der Stadt nach Räumen gefragt?

Schwenkmezger: In unmittelbarer Nähe der Uni könnte die Stadt keine großen Räume für Lehrveranstaltungen anbieten, um die Lage schnell und durchgreifend zu verbessern. Uni und Stadt haben zusammen mit dem Studierendenwerk Hand in Hand gearbeitet, um die Unterbringung der Studierenden in der Stadt zu meistern. Hier hat die Stadt der Uni sehr geholfen.

Vorlesungen und Seminare sind nach wie vor oft überfüllt.

Schwenkmezger: In vielen Veranstaltungen müssen wir Gruppengrößen anbieten, die an der oberen Grenze des Machbaren sind. Die Lehrenden können eine solche Zahl von Studierenden nur durch zusätzliche Arbeit betreuen. Kleinere Gruppen wären notwendig. Dafür benötigt die Uni aber zusätzliches Personal, das zudem noch unterzubringen wäre. In diesem Punkt kann die Stadt die Uni nur durch Forderungen an das Land unterstützen.

Wäre es nicht möglich und sinnvoll, einen Teil innerhalb von Trier auszulagern?

Schwenkmezger: Die Uni lebt davon, eine interdisziplinäre Campus-Universität zu sein. Diesen Standortvorteil der kurzen Wege können wir im Interesse der Studierenden nicht aufgeben. Eine Auslagerung von Lehrveranstaltungen in Not-Räume würde einen erheblichen logistischen Aufwand bei Lehrenden und Studierenden bedeuten. Damit würden sich viele neue Probleme ergeben. Bevor solche Lösungen ausprobiert werden, wird die Uni alles daran setzen, ihre Raummöglichkeiten auszureizen und die Zeitfenster für die Nutzung der Lehrveranstaltungsräume auszuweiten.

Und wenn das nicht reicht?

Schwenkmezger: In einem zweiten Schritt wäre die Schaffung und Anmietung von Not räumen in unmittelbarer Nähe in Betracht zu ziehen. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann über Weiteres nachgedacht werden.

Drohen zum Start des nächsten Wintersemesters ähnliche Engpässe ?

Schwenkmezger: Wir werden alles daran setzen, die Situation dann besser unter Kontrolle zu halten. Dabei wird die Uni auch stärker das Instrument eines Numerus clausus einsetzen müssen, um zu starke Überläufe in einigen Studiengängen zu vermeiden. Auf Grund der damit verbundenen geringeren Zahl von Erstsemestern sollte sich ein solcher Engpass wie in diesem Semester nicht wiederholen.

Der Trierer Stadtrat bekennt sich in einer Resolution zum Hochschul-Standort und spricht sich gegen Teilverlagerungen nach Bitburg oder Hermeskeil aus. Was halten Sie davon?

Schwenkmezger: Die Universität dankt der Stadt und dem Stadtrat für die Unterstützung und betont die gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Alle Vorschläge für Räume in näherer oder weiterer Umgebung werden sorgfältig geprüft. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass die Voraussetzungen für eine gute Lehre und Forschung in vielen Bereichen spezielle Anforderungen stellen, die nur in den seltensten Fällen gegeben sind.

Welche internen logistischen Probleme ergäben sich durch weitere Standorte?

Schwenkmezger: Bevor Provisorien mit einem hohen Aufwand hergerichtet werden, gilt es, die Möglichkeiten am Standort selbst zu prüfen. Ansonsten müssten alle Service-Einrichtungen (Bibliothek, Mensa, Hochschulsport, Rechenzentrum, Sprachenzentrum, Studierendenwerk und Verwaltungseinheiten) an ausgelagerten Standorten auf Dauer mit einem hohen finanziellen Aufwand vorgehalten werden. Damit schmilzt der Vorteil eines möglichen nutzbaren Gebäudes schnell dahin. Zudem sind Engpässe im Laborbereich derzeit am schwierigsten zu beheben und mit keiner Verlagerung sofort zu verbessern.

Was schließen Sie daraus?

Schwenkmezger: Die Uni bekennt sich klar zum Standort Tarforster Höhe. Sie wird alles daran setzen, sich dort fortzuentwickeln.

EXTRA Hochschul-Leitung: Im Februar 2000 setzte sich Professor Peter Schwenkmezger bei der Wahl zum Präsidenten der Universität Trier mit 24:9 Stimmen gegen Helga Schnabel-Schüle durch. Der Psychologe leitet die Hochschule und vertritt sie nach außen. Dabei unterstützen ihn die Vizepräsidenten Michael Jäckel und Wolfgang Klooß. Uni-Kanzler Klaus Hembach ist der leitende Beamte der Verwaltung und Beauftragter für den Haushalt. (cus)

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