Koloss-Füße kolossal begehrt

Konstantin ist wieder weg. Zurückgelassen hat er seine überdimensionalen Füße, die für das Großereignis geworben haben. Die Chancen, dass sie dauerhaft in Trier bleiben können, stehen offenbar nicht schlecht.

Trier. Acht originalgetreue Kopien des linken Fußes der Konstantin-Sitzstatue aus dem 4. Jahrhundert haben Restauratoren des Rheinischen Landesmuseums angefertigt. Sechs davon befinden sich in der Stadt, in der Konstantin (275 bis 337) in den ersten Jahren seiner Herrscherkarriere residierte: auf dem Kornmarkt, am neuen Kaiserthermen-Eingangsgebäude, vor dem Hauptbahnhof, an der Porta Nigra sowie im Landesmuseum. Dort lagern die beiden Exemplare, die wegen des Weihnachtsmarkts auf dem Hauptmarkt und dem Domfreihof weichen mussten. Was aus dem Sextett wird, ist noch nicht geklärt. Die Füße gehören der Ausstellungs-Gesellschaft, deren Geschäftsführer Eckart Köhne (40) von einem "kolossalen und überregionalen Interesse" berichtet. Es lägen derzeit rund 30 Anfragen vor. Unter anderem hätten gerne die Universitäten Freiburg und Saarbrücken sowie ein "renommiertes Orthopädiehaus aus dem Rheinland" je ein Exemplar der Fuß-Riesen, die mit Sockel jeweils rund drei Tonnen auf die Waage bringen.Köhne aber würde die "Werbe-und Sympathieträger" aber gerne in Trier belassen: "Sie gehören inzwischen zum Stadtbild, und die Trierer haben sie ins Herz geschlossen." Der 40-Jährige wartet nun auf ein Signal der Stadt, die neben dem Land und dem Bistum Gesellschafter der Ausstellung war, die vom 2. Juni bis 4. November im Landesmuseum, im Bischöflichen Museum und im Stadtmuseum Simeonstift zu sehen war.Der TV erkundigte sich bei Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink nach eventuellen Rathaus-Überlegungen. Solche gebe es noch nicht, sagte der CDU-Mann, aber er werde das Thema am kommenden Montag in der nächsten Sitzung des Stadtvorstands ansprechen. Eine weitere Anfrage des TV bei OB Klaus Jensen brachte ein etwas klareres Resultat. "Für Trier hat die Konstantin-Ausstellung dermaßen viel gebracht, dass wir ständig daran erinnert werden sollten. Ich werde mich dafür einsetzen, dass mindestens ein Fuß, vielleicht sogar mehrere, im Stadtbild erhalten werden können." Die Entscheidung dürfte in den kommenden Wochen fallen. Übernahme-Kosten kämen nicht auf die Stadt zu, allerdings sind viele genehmigungsrechtliche Fragen zu klären. Außerdem ist unklar, was aus dem Fuß an den Kaiserthermen wird. Den wollten Stadt und Land Oswald Mathias Ungers nach Ausstellungs-Ende schenken. Der Star-Architekt kann das Präsent nicht annehmen: Er ist im Oktober 81-jährig gestorben.Vandalismus-Opfer wanderte nach Monschau

Konstantin-Fuß Nummer sieben bleibt, das zumindest zeichnet sich ab, dort, wo er derzeit steht: vor dem Mainzer Landtag. Bleibt noch die achte Kopie. Die stand ursprünglich auf dem Vorplatz der Konstantin-Basilika in Trier, wurde dort aber zweimal nachts von Unbekannten vom Sockel geholt und schwer beschädigt. Nach der Reparatur im Landesmuseum wanderte sie nach Monschau und warb als Hingucker beim dortigen Klassik-Festival für die Trierer Ausstellung. Offenbar haben die Monschauer die Leihgabe liebgewonnen. "Sie würden den Fuß gerne behalten", bestätigt Köhne. Die Konstantin-FüSSe Zwei Meter lang, 1,50 Meter hoch: Kaiser Konstantins kolossaler Fuß ist einer der größten erhaltenen Marmorfüße der Antike. Er war Teil einer zwölf Meter hohen Sitzstatue. Fuß, Kopf und weitere Fragmente stehen seit Jahrhunderten im Innenhof der Kapitolinischen Museen in Rom. Für die Ausstellung "Konstantin der Große", die im Landesmuseum, Bischöflichen Museum und Stadtmuseum Trier gezeigt wurde, wurden Originale mit 3D-Laserscanner abgetastet, um erstmals detailgetreue Kopien anfertigen zu können. Acht Fuß-Nachbildungen aus Beton entstanden in der Werkstatt des Landesmuseums. Die Marmor-Kopie des drei Meter hohen Kopfes, eines der Glanzstücke der Ausstellung, erhielt im Atelier des Berliner Bildhauers Kai Draeger den finalen Schliff.

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