Kopf nach unten

TRIER. Stolpernd gedenken – das ist die Absicht des Kunstprojektes "Stolpersteine". Der Künstler Gunter Demnig hat gestern weitere Steine in Trier verlegt.

"Endlich gedenkt man seiner. Das tut so gut, und ich glaube, da oben merkt er es", sagt Monika Ulrich und zeigt gen Himmel. Matthias Lamberti war ihr Großvater, der 1942 im KZ Flossenbürg ermordet wurde. Die Nazis warfen ihm Separatismus vor. Noch heute wohnt Ulrich im Haus der Familie im Katherweg in Trier-Euren. Sie trägt die Kosten für den Stolperstein in Höhe von 95 Euro. Gunter Demnig ist im Dauereinsatz. Die Nachfrage nach seinen Steinquadern mit Messingplatte steigt ständig, und er verlegt sie selbst. In zweieinhalb Jahren ist er 103 000 Kilometer gefahren, Termine für Verlegungen reichen bis in das Jahr 2009. Das Schöne an dem Projekt? "Trotz der Trauer spürt man die Freude bei den Angehörigen, dass der Name des Opfers wieder da ist", stellt Demnig fest. Die Angehörigen sind Voraussetzung dafür, dass die Steine in Trier verlegt werden. "Sie müssen zustimmen. Das ist die Auflage der jüdischen Gemeinde", sagt Markus Pflüger von der AG Frieden. Über die Form des Gedenkens ist die Gemeinde geteilter Meinung. "Nicht jedem gefällt es, dass Passanten auf den Stein treten", ergänzt Pflüger. Jutta Albrecht ist der Meinung, die Stolpersteine fielen eher ins Auge als ein Mahnmal an der Hauswand. Sie hat an einem Uni-Seminar zum Thema "Stolpersteine" teilgenommen. Die Ergebnisse des Seminars sind wichtig für zukünftige Stolperstein-Verlegungen. "Wir haben rund 80 Biografien aufgearbeitet", stellt Dozent Thomas Schnitzler fest. Ohne Biografie kein Stolperstein. Die meisten Steine hat Demnig gestern in Euren verlegt. Heimatforscher Adolf Welter hat dazu beigetragen, dass das möglich wurde. Denn er hat Opfer-Biografien in diesem Stadtteil zusammengetragen. Nach der gestrigen Verlegung laden in Trier nun über 50 Stolpersteine zum Gedenken ein. Die nächsten sind bereits geplant: Mitte November wird Demnig wieder mit Schlagbohrer, Kelle und Beton anrücken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort