Kraft und Stärke

TRIER. Neue Räume für ein Präventivprojekt für Kinder und Jugendliche von psychisch beeinträchtigten Eltern wurden nun im Mutterhaus eingeweiht.

Psychische Krankheiten treten vor allem bei Menschen im mittleren Lebensalter auf und betreffen dann oft Familien mit kleinen Kindern, erklärt Beatrix Risch, Ärztin in der Psychiatrischen Tagesklinik im Mutterhaus. Die Kinder psychisch kranker Eltern brauchen Unterstützung und gehören zu einer Risikogruppe. Erfahrungen darüber, wie sich ein psychisch krankes Elternteil auf die Entwicklung eines Kindes auswirkt, kommen vor allem von erwachsenen Kindern, die von ihrer Lebensgeschichte berichten.Problembewusstsein fehlt in der Gesellschaft

Bei der Behandlung eines psychisch kranken Elternteils würden viele Ärzte die Kinder oft übersehen, da sie glauben, sie damit zu schonen. "Dies ist jedoch ein falsch verstandener Schutz, denn die Kinder leben mit der psychischen Krankheit im Alltag", sagt die Gestalttherapeutin und Diplom-Sozialarbeiterin Gabriela Apel. Im Unterschied zu Kindern von Suchtkranken könnten die Kinder von psychisch Kranken keine Kausalkette in der Form "Trinken führt zu Krankheit" erkennen. Daher brauchen diese Kinder Erklärungen über das Krankheitsbild und müssen auch einmal normale Strukturen erleben. Mit diesem Wissen initiierte Gabriela Apel das Projekt Auryn. "Auryn" ist der Name eines Kraft und Stärke verleihenden Amuletts im Roman "Die unendliche Geschichte". Zusammen mit der Diplom-Psychologin und Erzieherin Verena Amend arbeitet sie neben ihrem Hauptberuf ehrenamtlich mit den derzeit sieben Kindern in der Gruppe Auryn im Mutterhaus. Im Januar wurde der Verein Auryn Trier e.V. gegründet, der derzeit 14 Mitglieder zählt. Bis 2003 trafen sich die Kinder bei den Therapeutinnen zuhause zu Rollen- und Interaktionsspielen und kreativen Arbeiten. Dann wurden der Gruppe zwei Räume im Mutterhaus zur Verfügung gestellt. Diese Räume haben die Projektleiterinnen mit Matratzen, Stofftieren, Kissen, Büchern und Bildern neu gestaltet. Zur Einweihung der neuen Räume im Mutterhaus kamen von 400 eingeladenen Gästen nur rund 20. Auch Gisela Schröer, die Frau des Oberbürgermeisters, die um eine Schirmherrschaft gebeten worden war, hatte abgesagt. Für die Projektleiterinnen zeigt dies, dass psychische Krankheit auch weiterhin in unserer Gesellschaft ein Tabuthema ist. Zudem gebe es noch nicht das Problembewusstsein, dass Kinder mit psychisch kranken Eltern Hilfestellung brauchen. Um dieses Problembewusstsein in Kindergärten und Schulen zu fördern, wird das Projekt Auryn versuchen, Erzieher und Lehrer aufzuklären und weiterzubilden. "Unser Ziel ist es, Auryn als Präventivprojekt in der Region zu etablieren", erklärt Amend. In den neuen Räumen werden noch ein Drucker, eine Musikanlage, Spiele, Bücher, Bälle und Bilderrahmen gebraucht. Kontakt: Auryn Trier e.V., Friedrich-Wilhelm-Straße 29, 54290 Trier, Telefon 0651/946-1511, E-Mail: auryn-trier@gmx.de

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