Kuddelmuddel bei der Alemania

Höher können Wellen gar nicht schlagen als bei der Jahreshauptversammlung des SV Alemania Trier 1965. Nach stundenlangem Hin und Her bekam die Versammlung schließlich doch noch einen neuen Vorstand zustande. Massive Vorwürfe an den bisherigen Vorsitzenden und den Geschäftsführer des SV wurden laut.

Trier-Nord. Die Zeiten scheinen gelinde ausgedrückt - nicht einfach beim SV Alemania Trier 1965. Dem sportlichen Debakel der ersten Fußballmannschaft mit Niederlagen im zweistelligen Bereich, null Punkten am Saisonende und dem unausweichlichen Abstieg in die D-Liga folgte eine turbulente Jahreshauptversammlung im eigenen "Häuschen" am Stadion in Trier-Nord. Schweres Geschütz aufgefahren

Schweres Geschütz fuhr die geballte Kraft der Versammlung sowohl gegen den einstimmig abgesetzten Vorsitzenden Detlef Schmitt als auch seinen Geschäftsführer Andreas Gärtner (beide nicht anwesend) auf. "Die wussten, warum sie heute nicht kommen", so der Einwand von Einigen aus der Runde. Nicht nur, dass die Versammlung dem bisherigen Vorsitzenden und seinem Geschäftsführer die Entlastung verwehrte, forderte sie den neuen Vorsitzenden Günter Dietz weiterhin einstimmig dazu auf, Anzeige wegen Diebstahls und Unterschlagung zu erstatten. Lange Zeit der sich über drei Stunden hinziehenden Versammlung schien es, dass die Zusammenkunft kippen würde. "Warum machen wir den Buddig nicht einfach zu", warf ein Mitglied ein. Andere hatten den Raum schon stillschweigend verlassen. "Jahrelang Schindluder getrieben"

Es gäbe Leute, die hätten "Jahrelang Schindluder getrieben", lautete ein Vorwurf. Günter Dietz, nachher einstimmig als Vorsitzender gewählt, gewährte sich eine lange Bedenkzeit und auch einige Gespräche am Rande der Versammlung, bis er sich zur Kandidatur entschloss. Spielertrainer Toni Prison ("Ich bin ein Trainer, der Geld mitbringt, andere bekommen was") rief unermütlich immer wieder dazu auf, "den Verein wieder ins Lot zu bringen". Sogar die Drohgebärde des Verkaufs des "Häuschens" machte zwischendurch die Runde, nachdem Günter Dietz die Schulden des Vereins auf 16 245 Euro beziffert hatte. Wenn er das Amt übernehme, wolle er von allen den Rücken gestärkt wissen, lautete eine seiner Forderungen an die versammelten Mitglieder. Seine zweite: "Ein fähiger Vorstand muss her, der stramm steht." Schließlich kam doch noch eine Vorstandswahl zustande - mit folgendem Ergebnis: Erster Vorsitzender Günter Dietz, Zweiter Vorsitzender Rudolf Göden, Geschäftsführer Erik Bous, Schatzmeister Toni Prison, Beisitzer Karsten Meier und Joachim Schönberger. Als Kassenprüfer beziehungsweise "Kontrolleur" über allen soll Stefan Wintrich fungieren, damit Unregelmäßigkeiten nicht mehr passieren können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort