Leben nach der Zeit im Stillen

Mit ihren Erfahrungen will Gisela Kettenus-Mistrali anderen Menschen mit Hörschädigungen helfen und zur Seite stehen. Die 43-Jährige ist Trägerin eines Cochlea-Implantats, einer Hörprothese. Im Mutterhaus gründete sie eine Selbsthilfegruppe.

Trier. (as) "Der Hörverlust war ein Abschied vom Leben", berichtet Gisela Kettenus-Mistrali. Mit Anfang 20 habe sie die ersten Defizite festgestellt, ein Hörgerät bekommen,doch ihr Hörvermögen verschlechterte sich weiter. Das führte zu beruflichen Problemen, sozialer Isolation, Depressionen. Bis Kettenus-Mistrali Ärzte gefunden hat, die ihr Perspektiven eröffneten, Krankenkassen überzeugen konnte und Logopäden sich bereit erklärten, mit ihr das neue Hören zu trainieren, verging viel Zeit.Nach der Implantation des ersten Cochlea-Implantats in Freiburg hat die 43-Jährige einige Zeit zunächst ganz im Stillen verbracht. "Die erste Hörerfahrung war schrecklich. Das Gehirn verlernt das Hören, und ich war einer furchtbaren Geräuschflut ausgesetzt." Im Sommer 2006 unterzog sich Kettenus-Mistrali in Trier einer erneuten Operation und bekam auf beiden Seiten neue Implantate. "Die Anpassung war anstrengend, aber es war ein phänomenales Erlebnis. Ich kann wieder hören und fühle mich wieder so wie mit Anfang 20." Titus Kaldenbach, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Leiter des Cochlea Implantat-Centrums am Trierer Mutterhaus der Borromäerinnen, erläutert die Funktionsweise der Hörprothese: "Mit dem Cochlea-Implantat sind Schäden am Innenohr reparabel. In die Hörschnecke wird ein Elektrodenträger eingesetzt, der durch elektrische Impulse den Hörnerv stimuliert." Außen am Ohr werden der Sprachprozessor und eine Sendespule getragen. Ein lebenslanger Kontakt mit den Ärzten sei trotz Reha-Maßnahmen, Sprach- und Hörtherapien ratsam.Es sei zwar kein einfaches, kein normales Hören, das sie wiedererlangt habe, sagt Kettenus-Mistrali. Das langweilige Äußere ihrer beiden Sprachprozessoren hat sie mit glitzernden Strasssteinen aufgewertet als Zeichen dafür, dass "ich viel Lebensqualität zurück bekommen habe".Termine für die Treffen der Selbsthilfegruppe in der Karl-Borromäus-Schule sind im Internet auf der Seite www.mutterhaus.de angegeben.

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