Lebensretter in der Klemme

Bei vielen Notfällen ist es den Einsatzkräften der Trierer Berufsfeuerwehr nicht möglich, innerhalb von zehn Minuten Hilfe zu leisten. In der nächsten Dezernatsausschuss-Sitzung werden die Situation der alten Feuerwache sowie Möglichkeiten für die Verbesserung der Einsatzgrundzeit diskutiert.

Trier. Mit einer dramatischen Bestandsanalyse hatten Bürgermeister Georg Bernarding und Feuerwehr-Chef Herbert Albers-Hain vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt (TV vom 16. August). Um die Feuerwache am Barbaraufer auf Vordermann zu bringen und den Rettungskräften im Stadtverkehr auf die Sprünge zu helfen, ist Eile geboten. "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Beim Thema Feuerwehr können wir nicht über fünf bis zehn Jahre reden", sagt Bürgermeister Bernarding. Obwohl eine Umsetzung möglicher Lösungen Zeit brauche.

Neuer Standort wird dringend gesucht



In der Feuerwache am Barbaraufer ist das Fundament einer Fahrzeughalle gerissen, was die Standfestigkeit des Gebäudes gefährdet. Folge: Die Halle ist geschlossen. Für 23 Einsatzfahrzeuge sind damit die Einstell-Plätze gestrichen. Auch die Rettungssanitäter sind in ein provisorisches Domizil aus Containern im Innenhof ausgelagert worden.

Eine Sanierung - und die nötige Erweiterung - würde sich am Barbaraufer schwierig gestalten und erhebliche Nachteile und neue Probleme mit sich bringen, denn der Umbau darf den laufenden Betrieb nicht beeinträchtigen. Bernarding macht klar: "Wir brauchen einen neuen Standort für die Trierer Hauptwache." Und der sollte möglichst in der Innenstadt bleiben. Ein mögliches Grundstück könnte sich "im Bering der Kaiserthermen in der Löwenbrückener Straße" auf dem städtischen Fuhrpark-Gelände finden. Allerdings hat der Stadtrat im Frühjahr die Aufstellung eines Bebauungsplanes (BS 41) für das Gebiet zwischen Südallee, Saarstraße und Löwenbrückener Straße beschlossen. Als wichtiges Ziel ist darin die Umstrukturierung zu einem Wohngebiet vorgesehen - dies würde somit mit dem Bau einer neuen Feuerwache kollidieren. Zunächst wären Planänderungen zu prüfen. Gleichzeitig wäre eine zweite Feuerwache für die Versorgung der nördlichen Stadtteile in Ehrang einzurichten.

Gespräche würden mit den Stadtwerken geführt, eine Finanzierung müsse diskutiert werden, sagt Bernarding.

Das allerdings löst noch nicht die Frage, wie auch die Höhenstadtteile besser und vor allem schnell zu erreichen sind.

Nur 65 Prozent der Einsätze liegen in der Zeit



Vor allem die geringe Geschwindigkeit, mit der die Einsatzfahrzeuge im Notfall in der Stadt unterwegs sind, macht das Ausmaß des Dilemmas deutlich: Nur 65 Prozent der Einsätze liegen in der Zeit. Rund ein Drittel der Retter kommt mit Verspätung am Unglücksort an. Um an dieser katastrophalen Bilanz zu drehen, werde derzeit geprüft, ob und wie eine Ampel-Vorrangschaltung Abhilfe schaffen könnte, ähnlich wie bei den Bussen des ÖPNV. Denn die meisten Einsätze gibt es tagsüber, nicht nachts.

"Ohne die freiwilligen Feuerwehren geht es nicht", sagt Bernarding. Elf freiwillige Löschzüge gibt es im Trierer Stadtgebiet und den Stadtteilen. Doch auch deren "Tagesverfügbarkeit" ist limitiert. Solange Standortfrage und Finanzierung nicht geklärt sind, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die Lebensretter wegen einer Verspätung nicht mehr helfen können.

Meinung

Gefahr im Verzug

Den Lebensrettern läuft die Zeit davon. Nicht nur, dass die Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr immer häufiger im Verkehr auf den Moselufer-Straßen stecken bleiben, macht die Suche nach einem oder mehreren neuen Standorten für eine Feuerwache dringlich. Es ist besonders die marode Bausubstanz, die hohe Investitionen erfordert. Schon wieder wurde eine Halle geschlossen. Noch mehr wertvolle Einsatzfahrzeuge werden im Winter im Freien stehen. Verwaltung und Stadtrat müssen schnell entscheiden, wo und wie das Dilemma gelöst werden soll. Viel Kreativität ist dabei gefragt, angesichts der klammen Stadtkasse und des Sanierungsstaus auch in anderen Bereichen. Und so lässt sich schnell ein Bezug zu den Trierer Schulen herstellen: Warum wurde in der Vergangenheit nicht das Notwendige getan, um die dramatische Entwicklung zu verhindern? Auch auf diese Frage muss Bürgermeister Bernarding eine Antwort finden. r.neubert@volksfreund.de

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