Lehrer mit "drei Leben"

KONZ/KORLINGEN. Hans Thielen, Realschuldirektor a. D., war Lehrer aus Leidenschaft. Aber nicht nur das: Mit großem Engagement widmete er sich zudem zahlreichen ehrenamtlichen Aufgaben im Verband Deutscher Realschullehrer. Dort stieg er bis zum Bundesvorsitzenden auf.

Ferien hat Hans Thielen (70) in seiner langen Zeit als Lehrer viele erlebt, bevor der gebürtige Trierer mit Wohnsitz in Korlingen die "ganz großen" Ferien antrat: 2001 hieß es Abschied nehmen vom geliebten Schuldienst, den er zuletzt in Konz versah. Dort wirkte Thielen von 1989 bis 2001 als Realschuldirektor. Doch zurück zu den Ferien: Urlaub in dem Sinne, dass er in der schulfreien Zeit alles Berufliche hinter sich gelassen hätte - das war für Hans Thielen ohnehin ein Fremdwort: Bevor die Ferien anfingen, waren sie auch schon fest verplant für seine vielfältigen Aufgaben im Verband Deutscher Realschullehrer (VDR). Knapp 40 Jahre war der Pädagoge in ganz unterschiedlichen Positionen in dem Interessenverband aktiv. Seine ehrenamtliche Tätigkeit wurde gekrönt mit dem Posten des VDR-Bundesvorsitzenden, den er von 1998 bis 2002 inne hatte. Gespräche, Tagungen und Konferenzen führten ihn in alle 16 Bundesländer. "Bei 90 000 Kilometern im Jahr kommt man viel rum im Land", erinnert sich Thielen. Liebhaber schöngeistiger Literatur

Die neuen Bundesländer waren ihm zunächst noch weniger bekannt. Doch da kam dem praktizierenden Liebhaber schöngeistiger Literatur - er liest immer vier Bücher gleichzeitig - Theodor Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zu Hilfe. Nicht erst als Bundesvorsitzender engagierte sich Hans Thielen an vorderster Front für die Belange des VDR. Zuvor war er bereits Bezirksvorsitzender (1975 bis 1981), Mitglied im Landesvorstand (seit 1981) und dann Vorsitzender des Landesverbands Rheinland-Pfalz (1993 bis 1998). Einziges Manko: Leider sei die Familie "dabei zu oft zu kurz gekommen", bekennt der Vater von drei Söhnen und einer Tochter: "Ohne das Verständnis meiner Frau hätte ich das nie machen können." "Drei Leben" habe er in seiner aktiven Zeit gelebt: "Eins mit der Familie, eins mit der Schule und eins mit dem Verband". Aufgaben und Ämter brachten es mit sich, dass Thielen mit hohen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft zusammentraf. Da wurde oft ohne Umschweife das Kind beim Namen genannt, wenn es um fundamentale Belange des VDR ging. Der damaligen Bildungsministerin Rose Götte sagte er bei seiner Antrittsrede als Landesvorsitzender: "Die Realschullehrerinnen und -lehrer stehen als Beamte loyal hinter jeder demokratisch gewählten Regierung. Als Bürger und Pädagogen erlauben wir uns jedoch eine eigene Meinung." Dies sei der Leitspruch seiner Verbandsarbeit gewesen, betonte der heutige Landesvorsitzende Bernd Karst bei der Würdigung seines Vorgängers. Übrigens: Beinahe wäre der in Zurlauben geborene Thielen beim Trierischen Volksfreund gelandet. Denn die Eltern hatten für ihn schon eine Lehrstelle als Drucker ausgeguckt. Thielen aber entschied sich fürs Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und machte dort Abitur. Seine Stationen nach dem Studium (Deutsch und Geschichte) führten ihn als Junglehrer zunächst an die Volksschulen in Geichlingen und Fell. Später studierte er weiter für die Sparte "Realschule". Auch im Rentnerstand noch als Referent aktiv

Als Direktor war er maßgeblich an der Gründung der Realschule in Speicher beteiligt. Weil das so gut funktionierte, wurde er Jahre darauf zum Gründungsdirektor der Realschule am Mäusheckerweg in Trier berufen. Als Referent ist er auch heute noch für den VDR unterwegs - allerdings in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen. Doch eins steht fest: Zuhause nur untätig rumsitzen, das kann der 70-jährige Hans Thielen schlecht.

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