Lektion in Liebeskunde

Wo darf man als Schüler seinen Lehrer ungestraft als "blöden Arsch" bezeichnen, zu dem man ein "beschissenes Verhältnis" unterhält? Am Friedrich-Spee-Gymnasium Trier. Ein weiterer Fall von Lehrer-Mobbing? Weit gefehlt! Wenn Peter Steinmetz und seine Kollegin Alexandra Max mit Schülern der "Speectaculum"-Theatergruppe "Was heißt hier Liebe?" aufführen, wird einem begeisterten Publikum ein furioses Spiel um Liebe und Sexualität für Leute in und nach der Pubertät geboten.

 Paul und Paula (Max Takvorian und Anne Orth) wollen sich kennen und lieben lernen. Foto: privat

Paul und Paula (Max Takvorian und Anne Orth) wollen sich kennen und lieben lernen. Foto: privat

Trier. (red) Pisa-Ergebnissen, Methodendiskussionen und Schuldebatten zum Trotz erlebt der Zuschauer Lust statt Frust, zeigen Schülerinnen und Schüler, dass für sie in der Schule nicht die Lust zu schlafen dominiert, sondern sie mit Witz und Esprit, gleichwohl ernsthaft, die Lust an der Lust miteinander zu schlafen darzustellen vermögen. Die Sorgen und Nöte Jugendlicher vor und beim "ersten Mal", die damit verbundenen Tief- und Höhepunkte waren, sind und bleiben aktuell. Dies zeigt das Stück um die beiden Hauptpersonen Paul und Paula (Max Takvorian und Anne Orth), die sich kennen- und lieben lernen möchten, und deren Feunde Kiki (Vanessa Herschler) und Klette (Johannes Berhardt) in einer Szenenfolge, kommentiert von zwei Moderatorinnen (Rosa Roeben, Kim-Anh Chau) auf eine Weise, die wie ein Aphrodisiakum wirkt. Eine höchst vergnügliche und einprägsame Lektion im Fach ‚Liebeskunde', Aufklärung inklusive. ‚Sexpertinnen' (V. Herschler, Kerstin Wegner) informieren drastisch-plastisch, ironisch-komisch über Verhütung und Aids.Liebe, Verständnis, Einfühlungsvermögen

Manch einer der erwachsenen Zuschauer fühlt sich ertappt, wenn Alexandra Max und Peter Steinmetz als verklemmt verspießerte Eltern im Kampf mit dem Hormonaufruhr ihrer Kinder scheitern. Im wahren Wortsinne orgiastisches Vergnügen bereiten "Steini" Steinmetz' Auftritte als "Paulas dicker Hintern", als Opa mit unverkennbar hintersinnigem Ehranger Lokalkolorit und eben als "Orgi"- Orgasmus(s), der sich keineswegs wie ein Einschreiben einstellen muss. Die Botschaft ist klar: Liebe, Verständnis und Einfühlungsvermögen sind die unabdingbaren Ingredienzen einer erfüllten sexuellen Partnerschaft.

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