Liebeserklärung an Trier

TRIER. "Maacht nöt su en Geschess" heißt ein im Wartberg-Verlag (Gudensberg-Gleichen) erschienenes neues Buch mit Geschichten und Anekdoten aus dem alten Trier. Autorin Hildegard Kohnen (72) bringt damit ihre Verbundenheit zu einer Stadt zum Ausdruck, in der sie lange arbeitete, aber nie lebte.

"Mach nöt su en Geschess" - über die Schreibweise ließe sich mit den Gralshütern der trierischen Mundart streiten. Fakt ist aber, die Aufforderung, kein großes Aufhebens - "Geschess" eben - zu machen, hört man oft in Trier. Sie charakterisiert die Trierer: Nicht lange reden und herumtheoretisieren, sondern lieber etwas tun. Notfalls nach dem Motto: Augen zu und durch. Insofern ist der Titel auch Programm. Hildegard Kohnen, bislang vor allem als Autorin des Buchs "Wir vom Jahrgang 1934. Kindheit und Jugend." sowie von Kurzgeschichten und Gedichten bekannt, musste erst einmal darüber nachdenken, ob sie, die sie nicht aus Trier stammt, sondern "nur" dort arbeitete, ein Buch über die Stadt und ihre Bewohner schreiben kann.Große Begeisterung für Fischers Maathes

Die Antwort dazu gibt die 72-Jährige im Vorwort: "Ich finde, wer diese altehrwürdige, jung gebliebene schöne Dame mit allen Ecken und Kanten so lieben gelernt hat wie ich, wer den Älteren von ihnen über fast zwei Jahrzehnte beim Erzählen einfach so zuhörte, selbst wenn der nächste Termin drängte, der kann das." Erst recht, wenn man laut eigener Aussage als Kind "mit großer Begeisterung das Büchlein von Fischers Maathes samt Dumstaan-Gedicht in- und auswendig kannte". Und wenn man, um ganz sicher zu gehen "dass man nicht daneben liegt", kernechte Trierer nach deren Erinnerungen befragte und deren Rat berücksichtigt hat. Das Resultat ist ein Mini-Werk mit Geschichten und Anekdoten aus dem alten Trier, ein Büchlein über trierische Typen und sonstige Spezialitäten, die Deutschlands älteste Stadt prägten. Selbstverständlich ist dem legendären Fischers Maathes eines der insgesamt 27 Kapitel gewidmet, die oftmals nur zwei Seiten umfassen. Ebenfalls Erwähnung finden Persönlichkeiten wie Jean-Paul Sartre (als Kriegsgefangener der Nazis auf dem Petrisberg), oder die "zwei Supermänner" Paul Trappen und Oswald Junkes, beide Kraftsportler von internationalem Ansehen, und natürlich Karl Marx. Hildegard Kohnen schreibt vom Viez, vom Heiligen Rock, von Biwaken und Haonis, von der Porta, vom Domstein, vom alten Knast in der Windstraße, von der elektrischen Straßenbahn (bis 1951), von Reben und dem "Krematoriumswein" und fügt für alle, denen die Passagen in trierischer Mundart "spanisch" vorkommen, ein Glossar mit freier Übersetzung an.Erinnerungen wecken und bewahren

Die Autorin, die, in Duisburg geboren, seit Kindheitstagen im Wittlicher Land (Altrich, Wengerohr) lebte, 1985 nach Brühl (Nordrhein-Westfalen) umzog und "nach wie vor großer Fan von Trier und der Trierer", will "Erinnerungen wecken und bewahren". Dazu tragen einige historische Fotos aus dem Stadtarchiv an der Weberbach bei, mit denen Hildegard Kohnen ihre mit lockerer Hand geschriebenen Texte garniert. Das Resultat ist ein Buch, dessen Lektüre nicht nur älteren Semestern Vergnügen bereiten dürfte. Eine Liebeserklärung an Trier. "Macht nöt su en Geschess" (80 Seiten, teilweise mit schwarz-weiß-Fotos) ist für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Ebenfalls im Wartberg-Verlag erscheint Anfang Dezember das Buch "Zeitreise durch Trier" von Bernhard Simon (Stadtarchiv Trier) mit einer Mischung von historischen Aufnahmen und aktuellen Fotos von Josef Tietzen.

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