Liedermacher mit Wandergitarre

Mit Liedern über tiefschürfende Inhalte wie Zwerge, die Liebe zu Türen oder Walgesang eroberten die "Monsters of Liedermaching" in der Tufa Herzen und Lachmuskeln des Publikums. Sie setzten auf das bewährte Rezept: Hoher Mitsingfaktor, Hauptsache Spaß.

 Mit sechsfach geballter Sangeskraft zauberten die „Monsters of Liedermaching“ Fußballstadion-Atmosphäre in die Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit sechsfach geballter Sangeskraft zauberten die „Monsters of Liedermaching“ Fußballstadion-Atmosphäre in die Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Als Einzelmusiker sind sie in der Punkrock- und Liedermacherszene beheimatet, zusammen haben sie sich auf die Fahne geschrieben, einen Kosmos jenseits des "Jammerballadengesangs" klassischer Liedermacher auszubreiten. Dass die "Monsters of Liedermaching" - Fred Timm, Burger, Totte, Rüdiger Bierhorst und das Duo Frische Mische aus Pensen und Labörski - damit Kultstatus erreicht haben, zeigt schon der Publikumsandrang beim Konzert in der Tufa. Einige tragen Fan-T-Shirts und brüllen "Monsters", eine sorgfältig gestylte Freiheitsstatuen-Punkfrisur ist zu bewundern, und auch das Fläschchen Bier zur Einstimmung fehlt nicht, denn schließlich müssen die Kehlen geölt sein. Letzteres sehen die Jungs auf der Bühne genauso und rücken gleich mit einem ganzen Kühlschrank an. Und was gehört außer Saufen noch zu den zentralen Belangen von "Männern wie uns"? Richtig: Sex. "Oh wie ist das schön, mit dir zu schlafen" beginnt das erste fetzige und melodisch sehr eingängige Lied, in das die Stimmgewaltigen aus dem Publikum gleich mit "ohohoho Monsters" einfallen. Wer dabei an Fußballstadion oder Bierzelt denkt, liegt nicht falsch. Denn wie dort zündet hier die Kombination aus Volksnähe, Alkohol und Mal-richtig-grölend-die-Sau-rauslassen. Die ist mindestens so bewährt wie der Einsatz von Wandergitarren, der sich bei den Monsters trotz Bemühungen um zarte einfühlsame Balladenkunst - "Ihr Gesicht gleicht einer französischen Kleinstadt, ihre Brüste den Bergen von Harburg" - deutlich jenseits von Lagerfeuerromantik bewegt. Da wird gnadenlos und teilweise dröhnend übersteuert aus Rock, HipHop und Punk gemixt. Das kommt beim aus einer über das Studi-Verzeichnis gegründeten Trierer "Monster of Liedermaching"-Gruppe, bekennenden Nichtschlittschuhfahrern und Saarländern zusammengesetzten Publikum ebenso gut an wie die teils zungenbrecherischen Texte, die von Faxen begleitet dargeboten werden. Garantiert frei jeder Botschaft reimen sie zusammen, was zusammengehört (oder auch nicht), und setzen so manchen lyrischen Höhenflug frei: "Die richtig coolen sind die Zwerge, die kleinen schwulen". Oder bei einem Lied über Oralsex: "Glaube nicht an Blasenschwäche, wenn ich von Ekstase spreche". Das muss man nicht gehört haben, dennoch wäre es zu einfach, auf das Homepage-Angebot der Monsters einzugehen, einen fertigen Verriss-Presseartikel runt-erzuladen. Denn schließlich zündet die Show, und wenn es nur dadurch ist, dass da lockere Typen, "Männer wie uns", dir und mir eine gute Zeit bescheren.

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