Mattheiser Weiher in Trier: Teich leer - Krähen satt - Naturschützer sauer

Trier · Das städtische Grünflächenamt hat den Mattheiser Weiher leergepumpt, ohne - wie vorgeschrieben - vorher die Naturschutzbehörde einzuschalten. Tierschützer kritisieren, dass Vögel, Amphibien und Insekten beim Nisten, Laichen und bei der Eiablage gestört wurden.

Frösche und Kröten legen im Frühjahr ihren Laich ab, und Enten, Gänse und Schwäne ihre Eier in Nester. Viele der Amphibien, Vögel, Muscheln und Insekten, die am Mattheiser Weiher leben, stehen unter Naturschutz. Gerade in der Laich- und Nistzeit dürfen Menschen nicht ohne weiteres in ihren Lebensraum eingreifen. Das schreibt Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes vor.

Das städtische Grünflächenamt hat Mitte April trotzdem das Wasser des Mattheiser Weihers abgelassen. Grund: Die kleine Schleuse, über die der Weiher unter der Arnulfstraße hindurch in die Mosel abfließt, musste saniert werden (der TV berichtete).
Die Fische setzte der Angelverein Trier-Süd in den nahen Caspari-Weiher um.

An die Amphibien und Vögel dachte offenbar niemand. Damit so etwas vermieden wird, muss bei solchen Vorhaben die Naturschutzbehörde eingeschaltet werden. Beim Mattheiser Weiher wäre das einfach gewesen: Der Eingriff war seit zwei Jahren vorgesehen, und die untere Naturschutzbehörde gehört genau wie das Grünflächenamt zur Trierer Stadtverwaltung.

Gefragt wurden die benachbarten Beamten trotzdem nicht: "Die Notwendigkeit, die untere Naturschutzbehörde einzuschalten, wurde nicht erkannt", gibt Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf zu.
Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz - als Obere Naturschutzbehörde der Trierer Verwaltung vorgesetzt - rüffelt das Rathaus für das Versäumnis: "Seitens der Stadtverwaltung sind Weiher und Teiche künftig nur nach frühzeitiger Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde zu tierökologisch günstigen Zeiten abzulassen", erklärt SGD-Sprecherin Sandra Hansen-Spurzem und findet damit recht deutliche Worte für die Kommunikation von Behörde zu Behörde. Als obere Naturschutzbehörde" werde sich die SGD Nord zudem künftig "entsprechend von der unteren Naturschutzbehörde berichten lassen".

Ob und inwieweit die Natur tatsächlich Schaden genommen hat, darüber sind sich Behörden und Naturschutzverbände uneins. Manfred Weishaar, der den Nabu und den BUND in der Region Trier vertritt, kritisiert: "Der Zeitpunkt für die Arbeiten an der Schleuse hätte nicht ungünstiger gewählt werden können. Die Wasservögel hatten bereits mit der Brut begonnen und haben teilweise bereits Junge geführt - Gelege und Nachwuchs hatten kaum eine Überlebenschance. Wir gehen auch davon aus, dass die vormals im Teich lebenden Weichtiere sowie Amphibien - Kröten, Frösche und Molche sowie deren Laich - nicht überleben konnten. Den im Wasser lebenden Insekten, zum Beispiel Libellenlarven, erging es sicherlich nicht besser."

Nach Weishaars Beschwerde bei der SGD hat die Stadtverwaltung doch ihre untere Naturschutzbehörde eingeschaltet. Am 2. Mai - fast zwei Wochen, nachdem das Wasser des Weihers abgelassen worden war - schauten sich die städtischen Mitarbeiter vor Ort um. Die negativen Folgen auf die Natur seien "nicht so dramatisch, wie vom Nabu befürchtet, sondern eher nur gering", heißt es in ihrer Stellungnahme. Zwar seien Auswirkungen auf die Teichmuschel festzustellen, die jetzt beliebte Beute von Vögeln seien. "Dies wäre aber auch der Fall gewesen, wenn die Absenkung des Weihers zu einer anderen Jahreszeit stattgefunden hätte." Wasserkäfer und andere Insekten dürften zwar "ebenfalls beeinträchtigt worden sein", das Ökosystemn sei allerdings nicht nachhaltig geschädigt.

Am Mattheiser Weiher gebe es - mit Ausnahme einer kleinen Insel - zudem keine Schilf- oder sonstigen Röhrichtbestände, die als Fortpflanzung- oder Ruhestätten für Wasservögel oder für die Eiablage von Libellen besonders geeignet wären. Das Gewässer sei auch nicht bekannt als Laichgewässer einer größeren Amphibienpopulation.

Auch die SGD Nord geht davon aus, dass aufgrund der besonderen Begebenheiten des Mattheiser Weihers keine "nachhaltigen Schäden für die Tierwelt eingetreten sind". So seien keine Laichballen oder -schnüre in Ufernähe festgestellt worden.
"Kein Wunder", hält Naturschützer Weishaar dagegen. "Bei der Begehung war das Wasser ja bereits seit mehr als zehn Tagen abgelassen - da ist jeder Laich ausgetrocknet. Und Teichmuscheln waren da nicht mehr zu finden - die waren längst zum Festschmaus der Krähen geworden."

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