Menschenmassen in Altstadtgassen

TRIER. Mit einem Mammut-Programm auf 14 Bühnen lockt das Altstadtfest am kommenden Wochenende wieder zehntausende von Besuchern in die Trierer Innenstadt. Aber hinter den Kulissen wird es Jahr für Jahr schwieriger, das Gratis-Spektakel auf die Beine zu stellen.

Zum 25. Mal verwandelt sich die City drei Abende lang in ein Tollhaus. Eigentlich ein kleines Jubiläum – und die versteht Trier bekanntlich zu feiern, selbst wenn der Anlass noch so winzig ist.Aber diesmal? Die ohnehin kleinformatigen Plakate sind dieser Tage in der brütend heißen Innenstadt so oft zu finden wie ein Glühweinstand. Selbst die vorbildlichsten Musterbetriebe der City-Initiative haben kein Plätzchen für Veranstaltungswerbung übrig. Das Altstadtfest findet in der Altstadt kaum statt, jedenfalls nicht im Vorfeld. Vielleicht liegt es daran, dass die Drei-Tage-Party am letzten Juni-Wochenende inzwischen derart zum Inventar gehört, dass niemand mehr eine besondere Reklame für nötig hält. Vielleicht ist aber auch das Engagement für das Feten-Aushängschild inzwischen einfach zurückgegangen.Es werde "immer schwieriger, die nötigen Sponsoren zu finden", beklagt Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. Und in manchen Straßengemeinschaften, so erzählen Insider, suche man händeringend nach Helfern und Mit-Organisatoren.Eine Ursache des Problems liegt in der Struktur des Festes. Es gibt von je her keinen Gesamt-Veranstalter, jede Straße ist für ihr eigenes Angebot zuständig. "Das führt zu "gewissen separatistischen Bewegungen", sagt Horsch. Jeder muss sein eigenes Programm haben, die Zahl der Bühnen ist im Lauf der Jahre inflationär gewachsen, alle paar Meter spielt eine Band. "Alle sind sich einig, dass es zu viel ist, aber sobald es konkret wird, steckt keiner zurück", sagt RPR-Chef-Organisator Werner Orth. Der Altstadtfest-Veteran, der seit 14 Jahren Bühnenprogramme organisiert, macht keinen Hehl daraus, dass der Weg aus seiner Sicht weg von der Quantität, hin zur Qualität gehen muss.Das klingt bei der Wirtschaftsdezernentin ähnlich. "Ein einziger Träger würde eine bessere Abstimmung und eine höhere Vielfalt der Programme ermöglichen", glaubt Horsch. Auch die Sponsoren, die immer öfter "am Stöhnen" seien, "weil jeder sie einzeln anspricht", wären dann besser einzubinden. "Lieber ein bisschen weniger und dafür konzentriert", lautet ihre Devise.City-Initiative ist Wunschpartner der Stadt

Wunsch-Träger der Stadt ist die City-Initiative. Aber so lange deren Personalprobleme nicht geklärt sind, sieht Horsch keine große Chance für Neuerungen. "Vielleicht 2007", hofft sie, wohl wissend, dass es selbst dann schwer wird. Schließlich gebe es "einige Straßengemeinschaften, die bei dem bisherigen Modell sehr gut verdienen".Rotiert wurde auch im Vorfeld des diesjährigen Festes reichlich. Der Trierische Volksfreund stieg nach fünf Jahren Lokomotiv-Tätigkeit auf dem Domfreihof aus. Das Programm dort übernimmt Radio RPR in Zusammenarbeit mit der Sparkasse, den ansässigen Gastronomen und dem Verein "Kultur am Dom". Qualität steht weiter im Vordergrund.Weil RPR an der Porta weiterhin die Bühne betreibt, hat man den Hauptmarkt abgegeben. Antenne-West-Macher Sven Herzog erkämpfte sich das Wunschterrain im Herzen der Stadt, hat aber offenkundig Mühe, zahlungswillige Geldgeber zu finden. Immerhin wird die Eröffnung am Freitag um 16 Uhr live im Radio übertragen. Am Kornmarkt, wo sich der SWR zurückgezogen hat, ist Rockland-Radio mit im Boot, in der Nagelstraße präsentiert RTL Radio das Programm. Das Altstadtfest lebt von den Medien.

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