Mit Lyrik durch den Kopf des Kaisers

Trier · Wer war Kaiser Nero? Sollte man ihn ernst nehmen? Was sind die Grenzen der Lyrik? Drei junge Dichter beantworteten diese Fragen eindrucksvoll beim Gedichtwettbewerb des dritten Kulturförderpreises.

 Die Trierer Bürgermeisterin Angelika Birk (links) und die Gewinner des Gedichtwettbewerbs: von links David Heck (Zweiter Platz), David Nieswandt (Erster Platz) und Benjamin Brettle (Dritter Platz). TV-Foto: Julia Schulz

Die Trierer Bürgermeisterin Angelika Birk (links) und die Gewinner des Gedichtwettbewerbs: von links David Heck (Zweiter Platz), David Nieswandt (Erster Platz) und Benjamin Brettle (Dritter Platz). TV-Foto: Julia Schulz

Foto: Julia Schulz (jusc) ("TV-Upload Schulz"

Trier "O nerorono" liest Theaterschauspielerin Barbara Ullmann vor und den Zuschauer ist für ein paar Sekunden noch schleierhaft, warum diese Aneinanderreihung von Silben so besonders sein soll. So innovativ, dass David Nieswandt, 22, stolz den ersten Platz beim Gedichtwettbewerb des dritten Trierer Kulturförderpreises entgegennehmen kann. Thema des Wettbewerbs ist die umstrittene Persönlichkeit Kaiser Neros.
"Mit meinem Gedicht wollte ich Nero auf anspruchsvolle Weise lächerlich machen", erklärt David Nieswandt. "Nero war keine schöne Person" und hier könne er noch nicht mal seinen eigenen Namen aussprechen.
Die Jury ist vor allem beeindruckt von der Innovation des jungen Dichters, der laut eigener Aussage erst seit einem Jahr Gedichte schreibt. "Ode von n" heißt das Werk.
Es nehme den Leser mit auf eine Entdeckungsreise, auf die man sich einlassen müsse, sagt Uniprofessor Herrmann Kleber (Facbereich Romanistik) begeistert. Deshalb habe sich die neunköpfige Jury einstimmig für David Nieswandt entschieden, der nicht mit der Auszeichnung gerechnet hatte. "Ich wollte einfach nur etwas Besonders machen und ein bisschen provozieren".
Umgeben von 10 000 Bänden Literatur ehrte Bürgermeisterin Angelika Birk im Lesesaal der Stadtbibliothek aus den 18 Teilnehmern auch noch zwei weitere talentierte Dichter.
Was ist eigentlich Lyrik? Wer will Kaiser Nero sein? Und wer ist er wirklich für sich und die Nachwelt? All diese Fragen wirft David Heck, 28, in seinem Gedicht mit dem Titel "Gedicht" auf. "Monster, Liebling, vergöttert, gefürchtet", Barbara Ullmann erweckt für die Zuschauer Neros Gedanken für einen Moment zum Leben. "Gedicht" erreicht damit den zweiten Platz.
Zum Schluss schickt Benjamin Brettle, 23, den Leser in "der wahre Nero" auf die Suche nach dem wahren Bild Kaiser Neros und bekommt dafür die dritte und damit letzte Auszeichnung an diesem Abend.
Der Kulturförderpreis wird seit 2012 alle zwei Jahre an Künstler aus unterschiedlichen Sparten vergeben. Nach dieser gelungenen Reise durch die Welt der Lyrik sind alle schon gespannt, welche Talente beim nächsten Kulturförderpreis zum Nachdenken anregen werden.SIEGERGEDICHT "ODE VON N" (DAVID NIESWANDT)


Extra

O ner eron orero oreon eroeon o neroro o nerorono no So saß auch ero, die Laute im Anschlag sich wärmend am Feuer hin- -im Sommer- richtend Sinnierend, -du Thrasymachos- singkrächzend none neenroo die Laute im Munde ne rero neo nun ächzend, ein Hauch nenneroo im Begriff zu erzeugen, die neeenro sprache sich ihm zu verbeugen und ronee fragen wo Wahrheit, wo Dichtung beginnt reno -dass in der Ferne zerbarsten die bunten Scheiben- ro o

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