Mit dem Rad rund um den Globus

Vor drei Jahren fing alles an. Lothar Schulz macht seinen großen Traum wahr: Er fährt mit dem Fahrrad durch die Welt. Der TV hat ihn auf seiner Durchreise in Trier getroffen.

 Lothar Schulz macht nur kurz Station in Trier, denn er will die Welt mit dem Fahrrad umrunden. TV-Foto: Mandy Radics

Lothar Schulz macht nur kurz Station in Trier, denn er will die Welt mit dem Fahrrad umrunden. TV-Foto: Mandy Radics

Trier. Lothar Schulz ist 58 und stammt aus der ehemaligen DDR. Zuletzt hat er in Saarbrücken gewohnt, bevor er sich im September 2005 entschied, auf seinem Drahtesel durch die Welt zu fahren. Wer jetzt an einen ausgebrannten Aussteiger denkt, täuscht sich gewaltig. Schulz strahlt eine Energie und Kraft aus, dass mancher 20-Jährige neidisch werden könnte. Er sagt: "Ich bin kein Aussteiger. Ich mache genau das Gegenteil, ich gehe in die Welt hinaus, um zu kommunizieren und Sprache und Kultur der Länder kennen zu lernen." Sechs Sprachen hat er sich mittlerweile angeeignet. Seinen Traum hat er immer vor Augen: die Welt zu umrunden. Er zeigt auf seinen Fahrradcomputer: "Ich habe jetzt Mittel- und Südeuropa durchquert. Das sind insgesamt 33 500 km." Er betont aber: "Ich will nicht der große Radfahrer sein, der Kilometer schrubbt, sondern das Rad ist nur Mittel zum Zweck für meine Lebensphilosophie". Die lautet: Immer konsequent sein und Dinge mit Überzeugung tun. Er lacht: "Nicht gucken, sondern machen!" Bescheiden und mit der Natur verwachsen

So hat er das auch schon in der ehemaligen DDR gehalten. Weil er nicht in die Partei eintreten wollte und bei einer politischen Kundgebung im Zentrum Berlins mitmachte, war er zwei Jahre in politischer Haft. 1981 durfte er dann ausreisen. "Die höchsten Güter sind für mich die Freiheit und die Unabhängigkeit", sagt Schulz. Deshalb finanziert er sein Weltenbummler-Dasein auf dem Rad auch aus eigenen Ersparnissen. Er lebt bescheiden, weil er fast nichts mehr konsumiert. Er ist völlig mit der Natur und den Tieren verwachsen, sagte er. Und er schläft immer im Zelt. Nur einmal in den drei Jahren hat er eine Nacht im Hotel verbracht. Für den Weltenbummler haben ideelle Werte und schöne Erlebnisse große Bedeutung. "Als ich nachts einsam vom Vesuv hinuntergefahren bin, habe ich das erleuchtete Panorama von Napoli gesehen, das bleibt mir für immer im Gedächtnis." So beschreibt Schulz spontan sein schönstes Erlebnis. Sein treuer Begleiter ist sein Trekkingrad, ein deutsches Fabrikat, dass knapp 20 Kilogramm wiegt. Er resümiert:"Das sind die zweiten Räder, die zweite Achse, nach 26 000 km die dritten Paar Reifen, der dritte Sattel und die fünfte Kette." Nordeuropa ist die nächste Etappe

Kaum vorstellbar, dass Schulz kein Handy dabei hat. Das sei wegen der vielen Länder, in denen er unterwegs ist, nicht möglich. Negative Erfahrungen hat er noch nie gemacht. Krank war er auch nicht. In den letzten drei Monaten ist er von Spanien über England und Irland, nach Brest, Idar-Oberstein und schließlich nach Trier gefahren ist. Als nächstes ist Nordeuropa dran. Die Tour von Nordamerika bis Chile ist auch schon in Planung. Dann kommen noch Neuseeland, Australien, Japan, China und Russland. Zuletzt folgt Afrika. "Wie lange ich noch touren will? Da sage ich nur: Open Ending. In nächster Zeit komme ich jedenfalls nicht zurück und lasse mich nieder. Ich finde meinen jetzigen Lebensstil faszinierend", spricht's und fährt wieder hinaus in die weite Welt.

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