Modellprojekt Lebensberatung

TRIER. (red) Rund zwei Drittel der 600 Menschen, die in den vergangenen beiden Jahren die Beratungsangebote der Lebensberatung des Bistums Trier in Kindertageseinrichtungen nutzten, wären trotz meist akuter Problemlagen nicht in eine Beratungsstelle gegangen.

Dieses und weitere Ergebnisse des Modellprojektes "Zugehende Beratung" gaben die Verantwortlichen zum Abschluss des Projektes bekannt. Im Rahmen der "Zugehenden Beratung" haben demnach zwölf Lebensberatungsstellen des Bistums Trier seit dem Jahr 2001 regelmäßig Sprechstunden in 29 Kindertageseinrichtungen angeboten.Christian Schrapper, Erziehungswissenschaftler an der Universität Koblenz-Landau, der das Modellprojekt wissenschaftlich begleitet und evaluiert hat, unterstrich, dass es der Lebensberatung des Bistums Trier im Rahmen des Projektes gelungen sei, Menschen mit Problemen - vor allem in Erziehungsfragen - ganz einfache, leicht zugängliche Wege zur Beratung zu öffnen. "Es ist wichtig, dass es solche Angebote gibt, dass Menschen der erste Schritt zur Beratung leicht gemacht wird. Und genau das geschieht bei der Beratung in Kindertageseinrichtungen", sagte Schrapper. Er verwies darauf, dass es für die Ratsuchenden oft wichtig gewesen sei, dass der Zugang zur Lebensberatung über die Erzieherinnen der Kindertageseinrichtungen, also über Personen ihres Vertrauens, vermittelt worden sei.Beratung ohne großen Aufwand

Als großer Vorteil habe sich auch erwiesen, dass die Beratung ohne großen Aufwand wie etwa Terminabsprachen möglich gewesen sei. 86 Prozent der Ratsuchenden gaben an, dass ihnen das Gespräch weitergeholfen habe. Diese Einschätzungen Schrappers bestätigten Marita Krist, Leiterin der Lebensberatung des Bistums Trier in Hermeskeil, und Cornelia Dünwald, Leiterin der Städtischen Kindertageseinrichtung "Pusteblume" in Koblenz. Beide Frauen berichteten von einer sehr positiven Resonanz auf die Angebote der "Zugehenden Beratung". Sie plädierten für eine Fortsetzung dieser Kooperation zwischen Lebensberatung und Kindertageseinrichtungen und betonten - wie Schrapper - insbesondere den Vorteil, dass schnell und unkompliziert auf akute Probleme von Eltern reagiert werden könne. Zudem wiesen sie auf einen "ungeahnten Nebeneffekt" des Projektes hin, nämlich, dass auch viele Erzieherinnen sich Hilfe bei den Beraterinnen und Beratern geholt hätten. Dass diese Zusammenarbeit funktioniert hat, und wie wichtig die Niederschwelligkeit des Angebotes für ratsuchende Eltern ist, unterstrich Marion Zimmermann aus Koblenz, die, als sie Fragen zur Erziehung ihres Sohnes hatte, "einfach mal bei dem Berater angeklopft" und Hilfe erfahren hat.Ob dieses "einfache Anklopfen" auch nach Abschluss des Modellprojektes an allen Standorten möglich sein wird, ist noch offen. Andreas Zimmer, Leiter der Abteilung "Sozialpastorale Dienste" des Bistums Trier, stellte klar, dass es von Seiten der Lebensberatung das Ziel gebe, das Projekt an den Standorten weiter zu führen, wo positive Wirkungen für Ratsuchende erreicht werden konnten. Aus dem Modellprojekt könne aber nur dort ein dauerhaftes Angebot werden, wo auf Seiten der Politik die Bereitschaft bestehe, in die Mehrkosten für zugehende Beratung in Kindertageseinrichtungen zu investieren. Nach Aussage Zimmers laufen bereits die Gespräche mit Landkreisen und Ministerien, und es gibt aus einigen Landkreisen auch bereits positive Signale. Das Bistum, so Zimmer, sei aufgrund seiner angespannten Haushaltslage nicht in der Lage, noch mehr Geld als bisher - 2002 waren es rund 3,4 Millionen Euro und damit 60 Prozent der Gesamtkosten - für die Lebensberatung auszugeben.

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