Motorrad statt Rolli

TRIER. Auf dieses Ereignis hatten 26 Rollstuhlfahrer aus Trier lange gewartet: den Motorradausflug des Club Aktiv. Zum zweiten Mal kamen Motorradfahrer aus ganz Deutschland nach Trier, um den Behinderten in ihren Beiwagen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.

Mit 91 Teilnehmern und 30 Motorrädern, darunter 14 Gespannen, startete die zweite "Boots-Tour" des Club Aktiv von Trier nach Bollendorf. Wer einen Wasserausflug vermutete, wurde enttäuscht: Mit "Boot" sind die Beiwagen von Motorrädern gemeint. Viele der Behinderten hatten lange auf den Tag gewartet. So auch Daniel May, ein lebenslustiger junger Mann, der sich durch seine Abhängigkeit vom Rollstuhl nicht kleinkriegen läßt. Zusammen mit seinem Vater fährt er im Beiwagen einer Moto-Guzzi mit. Begeistert genießt er das Tempo, das besondere Gefühl in der Kurvenlage, die außergewöhnliche Situation. "Mein elektrischer Rollstuhl fährt sechs Stundenkilometer, da ist das schon etwas Besonderes", sagt er. Als einen Weg in die Normalität sieht Betreuerin Sandra Mertes den Ausflug an. Viele der Dinge, die andere junge Menschen tun, seien für Behinderte tabu - so auch das Motorradfahren. "So können unsere Besucher wenigstens einmal aus ihren Grenzen heraus kommen und ein Stück normales Leben gewinnen", sagt sie. Eine Besonderheit ist der Ausflug für Achim Beisiegel. Er hatte 1989 im Alter von 28 Jahren einen Motorradunfall. Sechs Wochen lang konnte er sich nicht bewegen. Jetzt ist er beim Gehen auf Krücken angewiesen. Seinen Traum vom Fahren hat er aber nicht aufgegeben. Seit zehn Jahren fährt er einen "Triking", ein dreirädriges Automobil. Als er von dem Ausflug hörte, war es für ihn Ehrensache, mitzufahren und anderen eine Tour zu ermöglichen. Peter Bilstein, Leiter der Tagesstätte, lobt die Fahrer: "Ohne ihr Engagement hätten wir das nicht leisten können."

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