Musik mit eigener Schublade

TRIER. Temperaturen, die der Pullover gewöhnten Haut schmeicheln, Sonnenuntergang, ein Fernblick, der die Sinne schweifen lässt, fröhliche Menschen und dazu teuflisch gute Musik. Den Inbegriff eines Sommerabends erlebten etliche hundert Besucher eines furiosen Konzerts von Farfarello im Lotto-Forum der Landesgartenschau.

Nicht nur im Rund des Lotto-Forums, auch auf den Wiesen davor, hatten sich zahlreiche Gäste niedergelassen. Zuhörer strömten herbei, als das Trio um den Teufelsgeiger Mani Neumann seine ersten Klänge Richtung Gartenschau-Gelände entsandte. Klänge, die, wie es Gitarrist Ulli Brand ausdrückte, in keine Schublade passen: "Es ist eine ganz eigene schlichte Mischung aus Klassik-Folklore-Rock´n Roll-Jazz-Hip Hop-Funk-haste nicht gesehen Groove." Schlicht war dabei vielleicht das am wenigsten zutreffende Wort. Denn was Bassist Urs Fuchs, Ulli Brand und Mani Neumann mit ihren Instrumenten anstellten, entsprang virtuosem Können. Da wurden die Saiten gnadenlos traktiert, gestreichelt, gezupft oder geschlagen. Heraus kam inspirierende Musik für Tänzer, Träumer und Zigeunerseelen. Rhythmisch mitreißend, dann wieder melancholisch sanft, auf jeden Fall geeignet dazu, den Alltag hinter sich und die Seele baumeln zu lassen. Und als ob es noch der Untermalung dieses Eindrucks bedurft hätte, sah man im Hintergrund ein Flugzeug langsam Richtung untergehende Sonne schweben. Schafe grasten friedlich in der Nähe, Heißluftballons hoben sich mit ihren bunten Farben vom Abendhimmel ab, und Kinder tollten auf den Wiesen herum. Eines von ihnen, ein kleiner Junge, hielt plötzlich inne und beobachtete gebannt, wie Mani Neumann seine Geige bearbeitete. Grund war vielleicht die Inbrunst, die das entrückte Gesicht des Musikers mit seiner ausdrucksvollen Mimik an den Tag legte. Oder es war die Magie der Klänge, die fesselte: dem Folk entlehnte Tanzmelodien, dann plötzlich ein Smetana, dann wieder explosiver Jazz-Rock. Vielseitig präsentierte sich auch Gitarrist Ulli Brand in einem Solo, aus dem Elemente Bach'scher Fugen herauszuhören waren. So mancher Gitarrenbesitzer im Publikum wurde blass und sah sich vor die Wahl gestellt, entweder das Üben wieder anzufangen oder die Gitarre endgültig wegzuwerfen. Wie auch immer, die Vollblutmusiker auf der Bühne wurden vom Publikum mit stürmischem Applaus gefeiert.

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