Musikalische Feinkost aus Dziuks Küche

Originalität pur ist die Musik von Dziuks Küche. Die Band um den deutschen Liedermacher Danny Dziuk stellte in der Tuchfabrik ihr neues Album "Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers" vor und riss ihr Publikum mit Stücken voller Humor und Poesie hin.

Trier. (ae) Man mische eine große Portion Sprachwitz und Ironie mit einer feinen Prise Gefühl für Stimmungen und Poesie. Dem füge man würzige Happen Blues, Rock, Jazz, Country und Folk hinzu - fertig ist ein Gourmet-Mahl aus Dziuks Küche. Zu genießen war diese wohlschmeckend originelle Kost im kleinen Saal der Tuchfabrik. Der vielfach ausgezeichnete Duisburger Liedermacher Danny Dziuk (Gesang, Gitarre, Klavier) und seine famose Band - Hans Rohe (E-Gitarre), Tom Baumgarten (Kontra- und E-Bass) sowie Max Schwarzlose (Schlagzeug) - servierten dort überwiegend Neues aus ihrem jüngsten Album "Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers". Durchweg klasse Stücke, die zeigen, dass Lieder in deutscher Sprache auch ohne jeden verkrampft lyrischen Schwulst auskommen. Und dass es zum Ausdruck von Intimität und Romantik keiner platten Herz-Schmerz-Floskeln bedarf.

In "Wanderschatten" singt Dziuk beispielsweise: "Schatten fallen aus dem Gestern auf das Rot in deinem Haar, Schatten fluchen, Schatten flüstern wie ihr Anfangs S-C-H". Vorgetragen mit einer nasalen, die Vokale überdehnenden Stimme und einem Mundharmonika-Part wie von Bob Dylan kriecht das Stück unter die Haut, und am Ende: "Wer hat diesen Vers verbrochen - ... jemand, der 'nen Schatten hat".

Ironische Brechungen wie diese machen Dziuks Lieder wohltuend bodennah und sympathisch. Ein Beispiel dafür ist "Mein schönes Berlin", ein Titel, der aus der neuen CD stammt. Da findet Dziuk Formulierungen wie Dumpfbacken-Flachwannen-Cabriolets, digitale Bohème oder Ferrero-Revolution, um eine spitzfindige wie spritzige, hochpolitische Zustandsbeschreibung der jungen Berliner Gesellschaft zu liefern.

So wie er hier das Lustige einer traurigen allgemeinen Realität herausstellt, verfährt er auch, wenn es um individuelle Befindlichkeiten geht. Dazu lässt er sich schon mal von Tom Waits inspirieren oder adaptiert die Worte anderer, beispielsweise von Rio Reisser oder Peter Hacks: "Mitmensch bin ich in der Kammer, Eremite im Gewühl ..."

Die immer treffende musikalische Ausgestaltung, die mit Improvisationen wie rasanten Latin-Jazz-Passagen Überraschungen bietet, macht rundum Spaß - dieses Mahl schmeckt noch lange nach.

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