Musikschule: Licht am Ende des Tunnels

Die Zusammenführung der Trierer Musikschule im ehemaligen Gebäude der Grundschule Paulin rückt näher. Das Mainzer Innenministerium stellt aus dem Investitionsstock mehr als die Hälfte der Umbau-Kosten bereit. Der Zuschuss erwischt die Stadt auf dem falschen Fuß.

 Gebäude mit Charme in einem Hinterhof in der Paulinstraße: die alte Grund- und Musikschule. TV-Foto: Archiv/Dieter Lintz

Gebäude mit Charme in einem Hinterhof in der Paulinstraße: die alte Grund- und Musikschule. TV-Foto: Archiv/Dieter Lintz

Trier. Meistens sind Mitteilungen von Abgeordneten über Zuschüsse des Landes für Projekte vor Ort eine Pflichtübung mit geringem Neuigkeitswert. Aber hinter der schmucklosen Pressemeldung der SPD-Abgeordneten Malu Dreyer über einen, wie es in Amtssprache heißt, "zu erwartenden Zuwendungsbescheid" steckt ein durchaus pikantes Politikum. Seit im Jahr 2004 absehbar wurde, dass die katholische Grundschule St. Paulin aus dem städtischen Gebäude in der Paulinstraße in die Nähe des Doms umzieht, war es erklärter Wille der Stadt, ihre Musikschule dort anzusiedeln. Das erfolgreiche Institut zur kulturellen Nachwuchs-Förderung ist auf vier verschiedene Standorte in der Stadt verstreut - manche davon in einem betrüblichen baulichen Zustand oder mit Lärmschutzauflagen versehen, die es selbst im Sommer nicht erlauben, beim Unterricht ein Fenster zu öffnen. 2006 stellte der Stadtrat 250 000 Euro als Start-Finanzierung für den nötigen Umbau im Haushalt ein, die aber ungenutzt blieben, weil die Planungen längere Zeit in Anspruch nahmen. Zur Deckung der schließlich ermittelten Gesamtkosten von 1,3 Millionen Euro stellte man einen Förder-Antrag beim Investitionsstock des Landes - allerdings nicht mit der allerhöchsten Priorität. Tatsächlich rechnete kaum jemand im Rat oder bei der Verwaltung mit der Realisierung. Zumal im Zuge der Schulentwicklungsplanung auch andere Optionen für das Gelände der Paulin-Schule angedacht wurden. "Die Sache sah nicht gut aus", erinnert sich SPD-Kulturpolitiker Peter Spang. Es wurde sogar darüber beraten, die Musikschule aus der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt gänzlich zu streichen. Doch die ADD, die solche Projekte üblicherweise prüft, empfahl dem Innenministerium die Bewilligung eines 60-Prozent-Zuschusses für die Jahre 2009 bis 2011. Dort befand man, die in der Prioritätenliste der Stadt höher angesiedelten Projekte wie Südbad und Moselstadion seien "noch nicht spruchreif" (Ministeriumsprecher Eric Schäfer) und zog die Musikschule vor.Das setzt nun wiederum die Stadt unter Zugzwang, ihr inzwischen nicht mehr allseits so geliebtes Vorhaben auch wirklich umzusetzen. Dem Land ließe sich schwerlich vermitteln, dass man den zuvor mit umfassender Begründung beantragten Zuschuss nun plötzlich ausschlägt. "Das wäre fatal", weiß auch Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (CDU), der sich für seine Musikschule "freut, dass ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung geht". Man müsse die nötigen Mittel "zur Sicherung des städtischen Eigenanteils in die nächsten Haushalte einstellen", bläst SPD-Sprecher Spang ins gleiche Horn. Das heißt aber auch, dass angesichts des schmalen Investitions-Budgets die Mittel zur Finanzierung des städtischen Anteils für die nächsten Jahre gebunden sind und nicht mehr für andere Projekte zur Verfügung stehen. Da dürfte im Stadtrat so mancher die Faust in der Tasche ballen. Rudolf Hahn hingegen, Chef des städtischen Bildungszentrums und damit auch der Musikschule, kann sich an die Umsetzung des Projektes machen, an dem er lange und clever gebastelt hat. Mit dem Umzug will er aber nicht warten, bis im Jahr 2011 alle vier Bauabschnitte fertig sind. Ende 2009, so die optimistische Kalkulation, könnte die Musikschule im neuen Domizil einziehen. Meinung Zum Glück gezwungen Wer die erfolgreiche Arbeit kennt, die die Musikschule unter oft unerfreulichen Rahmenbedingungen leistet, kann sich über die aktuelle Entwicklung nur freuen. Nach 20 Jahren Verschiebebahnhof endlich ein Dach über dem Kopf: Das ist echt verdient. Trotzdem: Ein Stück weit hat das Land die Stadt zu ihrem Glück gezwungen. Sonst wäre das knappe Geld statt in Bildungsangebote für Kinder womöglich doch in den Straßen- oder Sportstättenbau geflossen. Beschweren kann sich niemand, hat sich doch Mainz an dem orientiert, was Trier selbst vorgeschlagen hat. Man darf nur gespannt sein, was die gleiche Kommunal-Aufsicht, die die Musikschul-Förderung aus der Landes-Schatulle befürwortet hat, zum nächsten Haushaltsplan sagt, in dem die Stadt ihren Eigenanteil einstellen muss. Den Etat dann wegen zu hoher Investitions-Ausgaben abzulehnen, wäre schon etwas schizophren. d.lintz@volksfreund.de

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