Mut als Thema

TRIER. (thk) Franz Joseph Müller, Mitstreiter der Geschwister Scholl und Vorsitzender der Weiße-Rose-Stiftung der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat in der Aula des Priesterseminars einen Vortrag gehalten. Thema: studentischer Widerstand im Dritten Reich.

 Saß 753 Tage im Gestapo Gefängnis: Franz Joseph Müller (vierter von links) mit Katharina Zey Wortmann von der Katholischen Akademie (links) sowie Vertretern des AStA der Theologischen Fakultät.Foto: Thorsten Klein

Saß 753 Tage im Gestapo Gefängnis: Franz Joseph Müller (vierter von links) mit Katharina Zey Wortmann von der Katholischen Akademie (links) sowie Vertretern des AStA der Theologischen Fakultät.Foto: Thorsten Klein

Bei seinen persönlichen Begegnungen mit Hans und Sophie Scholl habe ihn stets das entschlossene Auftreten beeindruckt, erzählt Franz Joseph Müller. "So viel Mut hatte ich nicht." Am 22. Februar ist der 60. Jahrestag der Hinrichtung der Geschwister Scholl. Aus diesem Anlass hatten die Katholische Akademie und der AStA der Theologischen Fakultät zu dem Vortrag über studentischen Widerstand im Dritten Reich eingeladen.Einmal, berichtet Müller, sei er nachts mit Mitgliedern der Weißen Rose durch München gelaufen, um an Wänden von Häusern die Worte "Freiheit" und "Nieder mit Adolf Hitler" zu schreiben. Danach stand für ihn fest, solch eine gefährliche Aktion nicht mehr zu wiederholen. "Aber die waren auch alle sechs Jahre älter als ich", fügt er hinzu.Müller selbst war Mitglied der Ulmer Abiturientengruppe, einer Schülergruppe, die Flugblätter der Weißen Rose unter Lebensgefahr verbreitete. Das Ziel der Gruppe sei es gewesen, eine Vielzahl von Menschen mit den Flugblättern zu erreichen. Deshalb habe man sich aus Telefonbüchern Adressen von Gastwirten, Lehrern und Pfarrern besorgt. Eben von Personen, die mit vielen Menschen in Kontakt standen. So habe man es geschafft, 1200 Flugblätter unter die Leute zu bringen. Für die Finanzierung sei er zuständig gewesen. "Ich habe zu meiner Großmutter gesagt, ich brauche Geld um Bücher für das Abitur zu kaufen."Die Mitglieder seiner Gruppe wurden geprägt durch den Unterricht auf einem humanistischen Gymnasium in Ulm. Schnell hätten sie begriffen, dass die Nazis genau die Werte mit Füßen traten, die sie als wichtig erachteten. "Sie haben die Bücher von den Autoren verbrannt, die wir bewundert haben." Jedes Mal, wenn er eine Rede von Hitler gehört habe, sei ihm klar gewesen, dass er dagegen Widerstand leisten müsse.Mit Deutschland nicht versöhnt

Im April 1943 wurden er und sein Freund Hans Hirzel vom Volksgerichtshof zu fünfjähriger Haft verurteilt. Müller betont, dass die 753 Tage im Gestapo Gefängnis sehr hart gewesen wären, aber sie hätten ihn vor Stalingrad gerettet. "Ich wusste, warum ich einsaß, aber ich hätte nicht gewusst, warum ich in Stalingrad hätte kämpfen und Menschen töten sollen."Auf die Frage eines Zuhörers, wie er die Zeit nach dem Krieg und die Vergangenheitsbewältigung erlebt habe, antwortet er: "Ganz bin ich hier nicht mehr zu Hause. Richtig kann ich mich nicht mit Deutschland versöhnen."

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